Hertie/Hilden: Das Ende eines Kaufhauses

Verhandlungen mit einem Käufer für die Immobilie laufen. Ein klassisches Kaufhaus werde es in Zeiten der "Warenhauskrise" wahrscheinlich in der Immobilie nicht geben.

Hilden. Es sind die letzten Tage eines Kaufhauses mit Tradition. Voraussichtlich Ende des Monats wird Hertie seine Pforten für immer schließen. Interessenten für die Immobilie "in bester Innenstadtlage" gebe es genug, sagt Christoph Meyer, Leiter Retail-Investment der Atisreal GmbH, die mit der Vermarktung des Gebäudes beauftragt ist.

"Es gibt mit einem Investor eine Einigung über den Kaufpreis. Ein Vorvertrag, der dem Interessenten ein Vorkaufsrecht in den nächsten drei Monaten einräumt, ist bereits unterschrieben." Bei dem potenziellen Käufer der Immobilie handele es sich um eine Projektentwickler-Firma, die das Gebäude umbauen wolle, um die Verkaufsräume dann an verschiedenene Einzelhändler zu vermieten, erklärt Christoph Meyer. Ein klassisches Kaufhaus werde es in Zeiten der "Warenhauskrise" wahrscheinlich in der Immobilie nicht geben.

Und das bedauern viele Hildener, vor allem die Älteren, die das Geschäft an der oberen Mittelstraße noch von früher kennen. Vor mehr als 30Jahren befand sich in dem Hertie-Gebäude das Kaufhaus "Central". Als das Familienunternehmen nach Haan umsiedelte, zog für einige Zeit Strauss in die Immobilie.

1983 schließlich folgte Karstadt. Der Untergang des Kaufhauses begann 2004, als der finanziell angeschlagene Quelle-Karstadt-Konzern bekannt gab, dass er sich von seinen Filialen mit einer Verkaufsfläche von unter 8000 Quadratmetern trennen will.

Die Filialen wurden in die Karstadt Kompakt GmbH ausgegliedert. Diese Gesellschaft wurde im Oktober 2005 an die britische Dawnay Day Group verkauft. Seitdem firmierte auch der Hildener Standort unter dem Namen Hertie. Im Juli 2008 musste Hertie wegen Finanzproblemen von Dawnay Day Insolvenz anmelden. Seitdem wurde vergeblich nach einem Investor für den Kern des Unternehmens gesucht.

Das Ende der Marke Hertie läutet nun auch in Hilden das Ende der klassischen Kaufhäuser ein. Gertrud Lucas(73): "Ich bin schon hierher gekommen, als das Kaufhaus noch Central hieß und später dann Karstadt. Es gab alles, was man brauchte unter einem Dach. Aber das scheint nicht mehr Mode zu sein."

Doch auch jüngere Hildener schätzen das vielfältige Angebot, das von Haushaltswaren über Textilien bis hin zu Spielwaren reicht. "Wir sind immer wegen der Elektroabteilung hierherkommen. In der Stadt gibt es sonst keinen Elektronikhandel", sagt Vanessa Fischer (15). Sie hofft in den nächsten Tagen auf ein paar Schnäppchen.

Den Ausverkauf sehen Geschäftsleute und Gastronomen allerdings eher mit Sorge. "Ich bin entsetzt. Die Leute sind von überall hergekommen, um hier einzukaufen. Ich mache mir sorgen, dass die Schließung sich auf unser Geschäft auswirkt", sagt Helga Lütters(64) vom gegenüberliegenden Café. Und auch Taxifahrer Axel Herzog(60) sieht die Innenstadt geschwächt. "Hier ist ja nichts mehr. Jetzt muss man nach Düsseldorf oder Solingen, um einzukaufen."

Gertrud Goergen(68), Rentnerin, über die Zukunft der Angestellten

Helga Lütters (64) vom "Coffee Corner" über befürchtete Einbußen

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