Günter Schmitz: Langenfelds Geschichte ist sein Auftrag

Der Leiter des Arbeitskreises Geschichte der VHS will die Zeit der NS-Diktatur lückenlos dokumentieren.

Langenfeld. "Wir mögen Langenfelds Randgebiete, sind häufig mit dem Rad im Landschaftspark Fuhrkamp, im Knipprather Wald oder an der Dückeburg in Reusrath unterwegs", antwortet Günter Schmitz auf die Frage, wo er sich besonders wohl fühle in der Stadt, in der der gebürtige Solinger seit mehr als 40 Jahren lebt. Ob es ihn auch in die Stadtmitte zieht, wolle er lieber offen lassen. Nur so viel verrät er: "Das Marktkarree halte ich für überflüssig."

Günter Schmitz, der im Oktober seinen 70. Geburtstag feiert, ist vielen jüngeren Langenfeldern ein Begriff. Vorausgesetzt, sie haben das Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) besucht. Oberstudiendirektor Dr. Fritz Vomhof holte den jungen Studienassessor, der Englisch und Geschichte unterrichtete, von Hilden nach Langenfeld, wo beide die Entwicklung des noch jungen Gymnasiums vorantrieben. Die Schule war erst provisorisch in anderen Schulgebäuden untergebracht, bis der Neubau Auf dem Sändchen eingeweiht werden konnte.

Bereits 1971 übte Schmitz die Funktion des Studiendirektors, war für sieben Jahre stellvertretender und für ein Jahr kommissarischer Chef der Schule, als Vomhof nach Düsseldorf berufen worden war.

Einen Oberstudiendirektor, der das SPD-Parteibuch in der Tasche hatte, mochte die CDU-Mehrheit des Langenfelder Stadtrates aber nicht zum Schulleiter wählen. So wechselte der bei den Schülern beliebte Pädagoge 1978 zur Viktoria-Schule nach Essen, die er bis zu seiner Pensionierung im Juli 2004 führte.

Dem Wohnort Langenfeld hielt Schmitz die Treue. Was lag für einen Historiker näher, als sich dem Arbeitskreis Geschichte der Volkshochschule (VHS) anzuschließen? Dieser beschäftigt sich im zeitaufwändigen Quellenstudium mit der Aufarbeitung der jüngeren Stadtgeschichte. Dem 1987 gegründeten Arbeitskreis Geschichte gehört Schmitz seit 1989 an. Zwei Jahre später übernahm er dessen Leitung.

Inzwischen sind zahlreiche Bände der "Langenfelder Chronik" erschienen, die die Gemeinde Richrath-Reusrath in der Nazizeit beleuchtet. Ausarbeitungen über das politische Leben der Stadt zwischen 1931 bis 1936 sowie das Sonderthema "Zwangsarbeit in Langenfeld 1939-1945" liegen bereits vor.

Besonders intensiv forschte der Arbeitskreis zum Leben der jüdischen Bürger und deren Schicksal in der Zeit der Hitler-Diktatur. Über das Ende der jüdischen Gemeinde, deren Synagoge zu Ganspohl und den jüdischen Friedhof, dessen Historie bis ins 17. Jahrhundert reicht, liegen Bände vor.

"Wir widmen uns aber auch allgemeinen Themen, die bis dahin noch nicht aufgearbeitet worden waren", sagt er. So kam ein Band über das Schulwesen von 1945 bis 1949 heraus. "Als Oma und Opa noch mit der Elektrischen fuhren", zeichnet die Geschichte der Straßenbahnlinie Langenfeld-Opladen (1911-55) nach. Und auch der Ortsteil Ganspohl und das Haus Arndt an der Solinger Straße wurde unter die Lupe genommen.

2004 konnte Schmitz stellvertretend für das Team der Hobby-Historiker und deren Recherchen die Ehrenmedaille der Stadt in Empfang nehmen.

Da sich seine Ehefrau Ingrid, mit der er seit 1964 verheiratet ist und eine Tochter hat, seit Jahren in der Lebenshilfe engagiert, kümmert auch er sich um die Belange von Menschen mit geistiger Behinderung. So unterstützt Günter Schmitz das bekannte Schwarzlicht-Theater der Lebenshilfe und hat auf ehrenamtlicher Basis die gesetzliche Betreuung eines jungen Mannes aus dem Wohnheim für Behinderte am Auguste-Piccard-Weg übernommen.

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