Getrübter Seeblick in Baumberg

Rechtsstreit: Die Angler am Greisbachsee wollten beim Weltjugendtag auch etwas Gutes tun – und gerieten laut Verein ins Visier der Stadt. Im Rathaus sieht man das ganz anders.

Monheim. Gutes zu tun, ist ja eigentlich nichts Schlechtes. Aber zumindest den Anglern vom ASV Gut Biss Holthausen könnte immer noch schlecht werden. Denn sie haben einen jahrelangen Streit mit der Stadtverwaltung hinter sich, der für sie nun vor allem eine bittere Konsequenz hat: Dinge wie ein Grillhäuschen oder Werkzeugschuppen am Baumberger Greisbachsee abreißen. Dabei wollten die Petrijünger eigentlich nur weitgereisten katholischen Pilgern für einige Tage ein Obdach geben.

Alles begann mit den Planungen für den Weltjugendtag 2005 in Köln. "Wir wollten unser Vereinsheim zur Verfügung stellen. Es wurde ja überall in der Region Platz für die Gläubigen aus aller Herren Länder gesucht", erinnern sich Dieter Franklin und Hans Raker, Vortstandsmitglieder des Angelvereins, der sein Gewässer an Monheimer- und Sandstraße hat. Toiletten und und Waschbecken waren vorhanden.

"Aber eine kleine Duschkabine fehlte. Also haben wir einen Ergänzungsantrag zum 30Jahre alten Bestand im Rathaus gestellt. Wir dachten, das sei schlichte Formsache", erinnern sich die beiden Fischer. Der Weltjugendtag rückte näher. Ohne Bedenken wurde schon mal die Dusche errichtet. Tatsächlich kam dann alles ganz anders.

Der Angelverein bekam Post aus dem Rathaus. Michael Kraus von der Bauaufsicht war aufmerksam geworden auf das Gelände. Er betont jedoch, dass keinesfalls der Duschantrag der Auslöser gewesen sei, sondern "massive Anwohnerbeschwerden wegen Lärmbelästigung. Die feiern da wohl oft laut im und ums Vereinshaus.

Und Nachbarn fühlten sich belästigt", schildert der Verwaltungsmann eine andere Sicht er Dinge. Denn Vereinsmitglieder betonen, dass ihnen eine einzige Beschwerde bekannt sei. Und die liege lange zurück. Das sei seit Jahren aus der Welt.

Michael Kraus sah das anders. Und bei einem Ortstermin stellte er klar: Alle Gebäude ohne Baugenehmigung sind "zurückzubauen". Im Klartext: Abriss! Der Fachmann bezog sich dabei auf Paragraf 35 des Baugesetzbuches, wonach im Außenbereich nicht einfach so etwas hingestellt werden kann. Und tatsächlich genehmigt ist nur das Vereinsheim. "Den kleinen Schuppen und die anderen Sachen haben wir aber damals vor 30 Jahren parallel dazu angebaut", beteuern die Angler. Gnade gab es nicht.

Der Verein nahm sich einen Anwalt und legte Einspruch ein. Der Fall landete vor dem Verwaltungsgericht. Inzwischen gab es einen Außentermin. Die Richterin folgte vor Ort aber nur bedingt der Stadtverwaltung. Beispielsweise kann die Toilettenanlage bleiben. Auch eine Kinderschaukel muss nicht weg. Doch Grillhütte und Schuppen müssen bis Ende 2008 weichen, Gehwegplatten zurückgebaut werden.

Was bei den Anglern bleibt, ist in mehrfacher Hinsicht ein bitterer Nachgeschmack. Neben den Abrissanordnungen sind sie auch noch ziemlich enttäuscht von Bürgermeister Thomas Dünchheim. "Wir waren im vergangenen August bei ihm zum Gespräch. Er hat uns zugesagt, sich schnell die Sache genauer anzuschauen und uns zu informieren. Wir haben nie mehr etwas gehört. Dabei haben wir nocheinmal in seinem Sekretariat nachgefragt", schildern es die Fischer.

"Wo drückt die Vereine der Schuh", wollte die Baumberger CDU in einer Aktion wissen. Da schöpften die Angler noch einmal Hoffnung. Und aus Reihen der Union wurde was versprochen? Der Bürgermeister wird informiert. "Vielleicht wurde er das ja einmal mehr. Das war es dann aber auch", so Raker und Franklin.

Die Vorstandsmitglieder schütteln den Kopf. "Eigentlich wollten wir doch nur beim Weltjugendtag helfen. Und damit wurde das ganze Theater ausgelöst." Doch einen Trost haben die Petrijünger: Als dann das Welttreffen der Katholiken war, da haben sie tatsächlich eine Gruppe junger Mexikaner beherbergt - mit Dusche. Und die darf laut Richterin auch bleiben.

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