Gartenbauverein Gieslenberg-Mehlbruch: Aus der Not heraus geboren

1920 wurde der Kleingartenverein wegen Nahrungsmangel gegründet. Jetzt zählt die Gemeinschaft.

Langenfeld. Der 90. Geburtstag ist eine Feier wert. Der Gartenbauverein Gieslenberg-Mehlbruch feiert gleich dreifach.: Die Vereinsgründung im Jahr 1920, Erntedank und den Beginn des Herbstes. Zu Musik und Geselligkeit fand sich am Samstagabend ein großer Teil der mehr als 400Mitglieder in der Hubertushalle an der Rheindorfer Straße in Reusrath ein.

"In Spitzenzeiten - das war in den 90er-Jahren - hatten wir um die 750 Mitglieder", sagt Siegfried Weides, erster Vorsitzender des Vereins. Vor 30 Jahren hat er über Nachbarschaftskontakte zu den Kleingärtnern gefunden. Der 62-Jährige bedauert, dass zu wenig junge Leute nachrücken.

Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 60. "Unsere Nikolausfeier fällt dieses Jahr aus, weil keine Kinder mehr da sind" sagt er mit Bedauern und wünscht sich, dass vor allem junge Familien den Weg in den Gartenbauverein finden.

Im Gegensatz zum klassischen Kleingartenverein, der eine gepachtete Gartenparzelle voraussetzt, können hier nämlich auch Leute mit Balkon und Blumentopf Anschluss ans gesellige Miteinander im Ortsteil bekommen. Mehrmals im Jahr werden Kurzreisen und Tagesausflüge durchgeführt. Die Fotos von den Ausflügen werden wiederum bei einem Gemeinschaftsabend gezeigt.

Ursprünglich gegründet als Zweckgemeinschaft hat der Verein heute vielmehr das Ziel, in die Gemeinschaft im Ortsteil zu integrieren. Nach dem Ersten Weltkrieg ging es noch darum, Saatgut zu produzieren. Der Gedanke der Versorgungsgemeinschaft war bestimmend bei der Gründung. Damals betrieb niemand Landwirtschaft in den Gärten, und Nahrung war knapp.

Und heute? Für familienfreundliche zehn Euro Jahresbeitrag kann man an den Festen wie Kinderkarneval, närrische Sitzung zu Weiberfastnacht, Seniorentreff mit Kaffee und Kuchen alle vier Wochen, Adventsbasteln oder Vorträgen teilnehmen.

Dabei stehen nicht nur gartenbezogene Themen an. Alles, was allgemeines Interesse findet wie etwa "Steuern" oder eine Sicherheitsberatung durch die Polizei, kann ins Programm genommen werden.

Die Hubertushalle ist zentraler Treffpunkt. "Mein Vater hat mitgewirkt, dass diese Halle gebaut wurde", sagt Wilfried Nolden, 70, seit 25 Jahren Vereinsmitglied. 1977 erbaut war sie bis vor zwei Jahren in städtischem Eigentum. Weil sie abgerissen werden sollte, hat der Gartenbauverein sie erworben. "Ich schätze am Verein vor allem die Gemeinschaft. Hier gibt´s ja sonst bloß noch die Schützen." Und die seien nicht sein Ding, meint er.

Am 24. November stimmt man sich gemeinsam auf die Weihnachtszeit ein. Unter Anleitung einer Floristin werden Adventsgestecke gebastelt. Bleibt zu hoffen, dass auch Jugendliche und junge Leute mit Kindern das Vereinsleben schätzen lernen.

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