Erdwärme soll Altbau heizen

Pilotprojekt: Der Bauverein will Häuser an der Martinstraße noch in diesem Jahr fit für die Nutzung von Erdwärme machen.

Langenfeld. Seine 2160 Genossenschaftler lud der Bauverein Langenfeld (BVL) gestern zur 93. Mitgliederversammlung in seiner beinahe 88-jährigen Geschichte in die Stadthalle ein. Wenn auch die Wohnungsmieter der Häuser Martinstraße 1-3 der Einladung gefolgt sind, erfuhren sie dort von ihrem Vorstandsvorsitzenden, Hubertus Dedeck, dass der BVL mit den vor 1948 errichteten Gebäuden Großes vor hat.

Noch in 2007 soll damit begonnen werden, die beiden Häuser fit zu machen für die Nutzung von Erdwärme als kostensparender, zusätzlicher Energiequelle für das sonst Erdgas gestützte Heizen. 400 000 Euro pro Haus sollen in zeitgemäße Dämmung, neue Warmwasserspeicher und Solewärmepumpenanlagen investiert werden.

"Diese Technik findet bisher ausschließlich bei Neubauten Anwendung. Für den Altbau gibt es kaum Beispiele", verdeutlichte Dedeck den Modellcharakter des Vorhabens nicht nur für die 959 Wohnungen, die der BVL in Langenfeld vorhält. Ziel ist es, den Gasverbrauch deutlich zu reduzieren. Dass die Heizkostenrechnung statt 400 bis 500 Euro künftig 200 bis 250 Euro ausweisen könnte, müsse auch die Mieter davon überzeugen, dass die notwendige Mieterhöhung keine Mehrbelastung darstelle, hofft der BVL-Chef. Langenfeld biete für die Erdwärme-Nutzung beste Voraussetzungen. "Der geothermische Atlas sieht uns im Gebiet mit der höchsten Ausbeuterate", sagte Dedeck.

Durch eine Bohrung wird eine Sonde in das warme Grundwasser eingebracht. Entzieht diese dem Wasser beispielsweise zehn Grad seiner Temperatur, kann diese Energie durch die Wärmepumpe - in umgekehrter Funktionsweise wie bei einem Kühlschrank - auf bis zu 40 Grad verdichtet werden. Das würde ausreichen, um für Dreiviertel des Jahres die Heizleistung sicher zu stellen. Nur bei Frost käme die Gasheizung zum Einsatz.

Allerdings werde Erdgas auch noch für die Warmwasserbereitung benötigt. Hubertus Dedeck: "Um die Legionellen-Gefahr zu bannen, ist ein Erhitzen auf etwa 60 Grad unerlässlich." Beide Heizkreisläufe in den Altbau zu integrieren, stelle das kniffligste Problem der Planung dar.

Das Ressourcensparen verfolgt der Bauverein auch mit seinem Verbrauchsmanagement-System. Durch die funkgestützte Übermittlung des aktuellen Gas- und Wasserverbrauchs soll den Mietern der "Tacho fürs Wohnen" geboten werden. Im Internet sollen die geschützten Daten eingesehen werden können. Folgen des Heizens sind direkt erfahrbar. Der BVL rechnet mit bis zu zehn Prozent Sparpotenzial durch verändertes Verhalten.

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