Boxen als Frauensache

Jacqueline Kaiser ist ein Mitglied der noch jungen SGM-Boxabteilung. Dieser Sport ist für die 20-Jährige genau das Richtige — und kein bisschen zu hart.

Monheim. „Und jetzt mit Feuer“, lautet die eindeutige Ansage des Trainers Manfred Gebauer. Acht Boxschüler schlagen daraufhin auf die Säcke in der Sporthalle ein. Vor Anstrengung entweicht ihr Atem pfeifend durch den Mundschutz. Schweißtropfen regnen auf den Hallenboden.

Es sind sechs Männer und zwei junge Frauen, die an diesem Nachmittag bis an die Grenzen ihrer Kondition gehen. Jacqueline Kaiser ist seit fast zwei Jahren im Boxverein der SG Monheim. Der selbstbewussten 20-Jährigen sieht man Energie und Kampfgeist an.

Nach zehn Jahren Taekwon-Do bis zum ersten „Dan“ und einer kurzen Episode Fitness-Boxen — „das war mir zu wischiwaschi“, sagt sie — ist Jacqueline Kaiser dem Boxverein beigetreten. Seitdem war sie bereits auf vielen Boxgalen erfolgreich — im Oktober besiegte sie in Hamm ihre Gegnerin nach drei Runden ganz deutlich nach Punkten.

„Alle auf den Boden, 15 Situps“, brüllt der Trainer. Das Training ist hart und der Ton rau. „Das ist beim Boxen aber normal“, sagt der zweite Trainer, Mathias Ademoski: „Nachher haben wir uns alle wieder lieb.“ In Zweiergruppen üben die Schüler Schrittfolgen, Abwehren und Angreifen. Für Außenstehende wirken die Aktionen eher bedrohlich — Coach Gebauer dagegen spart nicht mit Kommentaren wie: „Das war doch nur ‘ne Backpfeife!“ Wer empfindlich ist, würde vermutlich nach zwei Ansagen weinend die Halle verlassen.

Jacqueline Kaiser lässt sich davon nicht abschrecken. Sie begann mit dem Boxtraining in einer Frauengruppe und wurde an den Umgangston etwas sanfter herangeführt. Jetzt hält sie das harte Training genau so aus, wie ihre männlichen Kollegen und räumt damit mit dem Klischee auf, Boxen sei ein reiner Männersport. „Die Anstrengung und die raue Kritik sind wichtig für die Motivation. Bei einer Kampfsportart bringen leise Worte nichts“, sagt sie.

„20 Liegestützen!“ Wieder werden Technikübungen durch eine Einheit Krafttraining unterbrochen. Keuchend zwar, aber erfolgreich bewältigen die acht Boxer ihre Aufgabe. Zur Lockerung „dürfen“ sie am Ende etwas Seilspringen.

Neben dem Boxen geht Jacqueline Kaiser so oft sie kann ins Fitnessstudio und reitet. Viele Leute sind beeindruckt, wenn sie vom Hobby der eher zierlichen jungen Frau hören. Eltern und Freunde sind begeistert von der Sportart. „Es gibt aber auch einige, die finden, dass Boxen ein Sport für Männer ist und raten mir davon ab“, sagt Jacqueline.

Eine professionelle Boxkarriere lehnt sie ab. Es soll ein Hobby bleiben, als Beruf ist es ihr zu unsicher. Zudem ist sie mit ihrem Job zufrieden: Vor kurzem hat sie ihre Ausbildung als Chemikantin abgeschlossen und arbeitet in der Shell-Raffinerie. „Lockern“, ruft der sonst so hart wirkende Coach und läuft elfengleich im Hopserlauf durch die Halle.

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