Berliner Viertel: Tipps für den Stadtteilmanager

Am Mittwoch tritt Georg Scheyer seinen neuen Dienst an. Bewohner des Berliner Viertels sagen, wie sie „ihre“ Siedlung sehen und was sich ändern sollte.

Monheim. Über das Berliner Viertel gibt es viele Meinungen und manche Vorurteile. Diese zu bewerten und eventuell abzubauen, wird ab Mittwoch die Aufgabe des neuen Stadtteilmanagers Georg Scheyer sein. Insgesamt 11 000 Bewohnern muss es der 51-Jährige Angestellte der Stadtverwaltung in Monheims größter Siedlung recht machen. Die Erwartungen sind hoch. Doch wie sehen die Menschen dort selbst den Stadtteil? Die WZ machte eine Umfrage.

„Es ist alles da“, sagt Gertrud Gronimus. Die 81-Jährige wohnt seit mehr als 30 Jahren auf der Brandenburger Allee. „Ich muss keine weiten Wege zurücklegen, kann alles zu Fuß erreichen. So schlecht, wie viele sagen, ist es hier gar nicht.“

Gronimus ist mit Enkeltochter Sarah Cetin (26) zum Einkaufen unterwegs. Die junge Frau ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Dann ist sie weggezogen. „Das machen die meisten jungen Leute“, sagt Cetin. „Hier hält es eigentlich keinen.“ Die Beiden flanieren weiter die frisch sanierte Brandenburger Allee hinunter Richtung Ernst-Reuter-Platz.

Weite Wiesen-Flächen, schöne Spielplätze, helle Häuser — das war das Ziel der Umbaumaßnahmen. „Schön für die Kinder“, sagt Gerd Mildenberger (51).

Der dreifache Familienvater lebt seit 44 Jahren hier und ist größtenteils zufrieden. Nur das Angebot der Einzelhändler auf dem Ernst-Reuter-Platz ließe zu Wünschen übrig. „Überall Dönerläden und türkische Geschäfte! Ich wünsche mir mal eine ordentliche Bäckerei und ein paar Bekleidungsläden.“

Carlogero Profeta kann das nur unterstreichen. Sein italienisches Eiscafé „Alfonso“ gehört seit Jahrzehnten fest zum Ernst-Reuter-Platz. Drum herum eröffnen und schließen Internetcafés, Imbisse und kleine Supermärkte. Ansehnlich findet er den Platz schon lange nicht mehr. „Alles abreißen und neu bauen“, das sei die einzige Lösung. Profeta freut sich auf den Stadtteilmanager, denn das Viertel brauche jemanden, der sich um die Belange der Bewohner kümmere.

„Ich verstehe nicht, warum der Platz nicht endlich saniert wird. Die Händler arbeiten nicht zusammen. Das kann nicht funktionieren, wenn es nur Internetcafés gibt“, sagt Profeta.

Ein paar Ladenlokale weiter nimmt gerade Jaqueline Strack (19) Bestellungen entgegen: Mittagsgeschäft bei „Pizza Pazza“. Es sei einfach schade, dass man als Mädchen Angst haben müsse, hier abends lang zu laufen. Auch, dass die Außenwerbung der meisten Geschäfte von vorne herein auf Türkisch sind, nervt sie.

Umbaumaßnahmen seien okay, aber man müsse die Bewohner an einen Tisch holen und sie informieren, wie es weiter geht mit ihrem Kiez. Der Meinung ist Mustafa Kockaya. Der 26-Jährige ist im Berliner Viertel aufgewachsen und wohnt auch heute noch hier. „Die Stadt plant immer irgendwas. Wir wissen gar nicht was, und haben auch kein Mitspracherecht“ , kritisiert er.

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