Baumberg: Campingplatz - Das zweite Zuhause wird in jedem Herbst geflutet

Die meisten Nutzer des Baumberger Campingplatzes sind vom Frühling an Dauerbewohner. Mit den kälteren Monaten kommt allerdings auch das Hochwasser.

Baumberg. Für ein halbes Jahr hat Monheim ein zusätzliches Viertel. Im nördlichen Baumberg gibt es eine Siedlung direkt am Rhein, in der Nachbarn ohne Zäune Tür an Tür leben. Nicht nur das, sie kommen dort auch ohne Straßennamen, ohne Pflasterung und sogar ohne Häuser aus. Dafür gibt es vor Ort rund 270 Campingwagen, einige Gartenzwerge, sehr viele Flaggen und säckeweise Grillkohle.

Auf dem Campingplatz Rheinblick gibt es kaum Durchreisende. 25 Plätze sind zwar für Tagesgäste reserviert, an einem normalen Wochentag sind die Flächen jedoch leer. Der Monheimer Zeltplatz ist eher ein Ort der Sesshaften. Conny Schmidt (69) ist so einer. Er schiebt gerade einen Rasenmäher über die Wiese. Er sorgt sich nicht nur um seine eigene Parzelle direkt am Rhein, sondern mäht auch mal bei Nachbarn oder auf Flächen, die zurzeit nicht besetzt sind. Er schaut auf das Grün, das sich zwischen der endlosen Reihe aus Campingwagen hindurchzieht und sagt: "Das ist doch eine Augenweide."

Conny Schmidt lebt seit 26Jahren auf dem Campingplatz Rheinblick. Zwar hat er zusammen mit seiner Frau auch eine Wohnung in Wuppertal, aber da ist er nur, wenn es sein muss. Der Camper sagt: "Im Sommer fährt meine Frau alle vier Wochen zum Wäschewaschen in die Wohnung. Dann kommt sie wieder." Auch bei Regen sitzen die Schmidts unter dem beheizten Vorzelt ihres Campingwagens und lauschen dem Prasseln. Kein Grund, nach Hause zu fahren.

Wenn das Wasser jedoch mal von unten kommt, dann muss sich auch der hartnäckigste Camper Liegestuhl und tragbaren Grill einpacken. Wegen der Hochwassergefahr wird die Zeltstadt am Rhein zum 31. Oktober abgebaut und erst Mitte März wieder aufgebaut. Wenn es der Fluss will, müssen Conny Schmidt und seine Nachbarn auch einmal früher flüchten. Die fahrbaren Wohnungen kommen solange auf einem Winterstellplatz unter.

Helmut Bonnemeier (64) erinnert sich: "2007 mussten wir schon im August abziehen." Auch er ist einer der glücklichen Camper, die einen Stellplatz direkt am Rhein haben. Nur: "Wir sind bei Hochwasser dann auch die ersten, die weg müssen." Auch Bonnemeier ist langjähriger Camper. Seit elf Jahren steht sein fahrbarer Untersatz immer auf dem selben Rasenplatz.

Aber der Stellplatz ist nicht günstig. Helmut Bonnemeier zahlt eine Stellmiete von 665 Euro, plus Strom und Wasser jährlich. Er sagt: "Da ist man schon einen Tausender los." Die Kosten seien sicherlich auch der Grund, warum heute am Rheinblick noch einige Parzellen zu haben sind. "Früher", sagt er, "musste man sich auf eine Warteliste eintragen". Die Geduldigen wurden belohnt. Bei denen fließt der Rhein heute quasi durch den Garten.

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