Wohnungslosenhilfe selbst in Not

Im Tagestreff, einer Anlaufstelle für Wohnungslose, blieb die Küche kalt. Der Institution fehlt Geld. Vorerst läuft der Betrieb wieder.

Wohnungslosenhilfe selbst in Not
Foto: Dietrich Janicki

Mettmann/Erkrath. Die Besucher hatten sich seit einigen Wochen sehr besorgt und teils auch verärgert geäußert. Ihre Vermutung: Die Caritas habe sie nun auch vergessen. Denn im Tagestreff der Wohnungslosenhilfe in Mettmann, den der katholische Verband ganz und gar aus eigenen Mitteln und Spenden betreibt, gab es eine Zeit lang weder Frühstück noch Mittagessen. Dank Förderung durch das Jobcenter ME-aktiv konnte eine Dame angestellt werden, die ab sofort wieder für das leibliche Wohl der Besucher sorgt, berichtet die Caritas.

Klaus Gärtner, Leiter der Wohnungslosenhilfe

Für die Verantwortlichen der Caritas sei es allerdings nicht einfach gewesen, eine Küchenkraft zu gewinnen, die sich die Zubereitung von bis zu 30 Mittagessen täglich zutraue und zudem den Laden im Blick halte. Um die 300 Klienten, die hier Hilfe in Anspruch nehmen, zählt die Caritas jährlich. Ihr Zuständigkeitsbereich erstreckt sich auf die Städte Mettmann, Haan und Erkrath, wobei etwa zwei Drittel aus der Kreisstadt stammen. Der größte Teil der Klienten der Fachberatungsstelle bezieht Arbeitslosengeld II oder hat zumindest einen Anspruch darauf. Fragen und Problematiken bezüglich des SGB II sind daher Hauptberatungsinhalte, sowohl bezogen auf die Regelleistungen als auch auf die Wohnungssuche, heißt es von der Caritas.

Etwa ein Drittel der Ratsuchenden war bei Beratungsbeginn ohne jegliches Einkommen. Viele Menschen nutzen hier auch die Möglichkeit der Einrichtung einer Erreichbarkeitsadresse. Denn Arbeitslosengeld II kann nur bezogen werden, wenn man auch erreichbar ist.

Existenzsicherung in seinen vielfältigen Formen ist das Hauptthema der Beratung. Der kaum noch vorhandene „preiswerte“ Wohnungsmarkt prägt die Beratungsarbeit in besonderem Maße, finden doch Klienten der Wohnungslosenhilfe, die häufig mannigfachen anderen Problemen unterworfen sind, selbst mit Unterstützung der Caritas-Berater kaum eine den vorgegebenen Richtlinien entsprechende Wohnung. Übrigens auch ein Problem für Flüchtlinge.

Mehr als die Hälfte der Klienten war beim Beginn der Beratung wohnungslos beziehungsweise ohne reguläres Mietverhältnis. Etwa ein Drittel war bei Freunden, Bekannten oder der Familie untergekommen. Gänzlich auf der Straße lebten im vergangenen Jahr drei Prozent der durch die Caritas betreuten Menschen. Etwa 30 Prozent der Klientel ist weiblich. „Man mag sich nicht vorstellen, welchen Nöten insbesondere Frauen unterworfen sind, wenn sie irgendwo unterkriechen müssen“, sagt Klaus Gärtner von der Caritas.

Unterstützt wurde das Engagement für wohnungslosen Menschen von Beginn an durch die Kolpingsfamilie Mettmann. Und: „Der Metzkausener Sankt-Martin-Verein hilft unseren Klienten finanziell bei Bedarfen, die nicht durch die Leistungen der Sozialbehörden zu decken sind. Zudem gibt es einige Privatspende“, sagt Gärtner.

So wertvoll dieser Einsatz ist, so bleibe doch festzuhalten, dass die Finanzierung des Caritas-Tagestreffs in der Lutterbecker Straße nicht gesichert sei. „Die Spenden haben seit Jahren abgenommen und lediglich durch die jeweilige Großspende eines amerikanischen Familienbetriebes mit Filiale in Erkrath in den Jahren 2014, 2015 und 2016 konnte der Fortbestand gesichert werden“, betont Gärtner.

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