Wohnen an historischer Stätte kommt bei Mietern sehr gut an

Wo einst der Dorfkrug stand, steht jetzt ein zweigeschossiger, weißer Neubau.

Metzkausen. Die Nachricht, dass der alte Dorfkrug in Metzkausen nicht mehr zu retten sei und abgerissen werden müsse, hatte 2012 für einen lauten Aufschrei in der Bürgerschaft gesorgt. Inzwischen steht nach einem Jahr Bauzeit ein neues strahlend weißes Gebäude mit drei 100 Quadratmeter großen Wohnungen an der Ratinger Straße. Eine Wohnung ist bereits bezogen, die anderen sind zum 1. August vermietet, sagt Eigentümer André Clasen.

Clasen hatte den Dorfkrug vor zwei Jahren von Christa Breuer gekauft. Aus Altersgründen hatte die Wirtin, deren Eltern schon den Dorfkrug bewirtschafteten, die Traditionsgaststätte geschlossen. Clasen kaufte das Gebäude mit dem 1100 Quadratmeter großen Grundstück. Im hinteren Bereich des Dorfkrugs plante er zwei große Häuser mit einer Wohnfläche von 160 Quadratmetern. Den Dorfkrug wollte er von Grund auf sanieren und dort drei Wohnungen einrichten.

„Die beiden oberen Stockwerke waren fast 40 Jahre nicht bewohnt. Als wir dort die Verkleidung runtergenommen hatten, zeigte sich, dass alles marode war. Dachbalken waren teilweise gebrochen“, sagte Clasen. „Einsturzgefahr.“ Die Stadt bewilligte einen Abrissantrag, weil das Haus unter wirtschaftlichen Aspekten nicht mehr zu halten gewesen sei, hieß es aus dem Rathaus.

Vorwürfe, dass er von Anfang an den Dorfkrug abzureißen wollte, um neu zu bauen, weist Clasen zurück: „Bauantrag, Planungen und Architektenhonorar: Zusammen waren es 16 000 Euro, die ich in den Dorfkrug investiert habe. Das Geld ist weg.“

Nachdem feststand, dass das Haus nicht mehr zu retten sei, habe er sofort Pläne für einen Neubau in Auftrag gegeben. Im Juli 2012 habe er die Baugenehmigung erhalten. Clasen: „Im August haben wir mit dem Rohbau begonnen.“

Dass sich Bürger aufregen, wenn alte Gebäude abgerissen werden, versteht Clasen. Er habe bei allen Emotionen die Sachlichkeit in der Diskussion um den Dorfkrug vermisst. Er sei nie ein Denkmal gewesen, sagt er.

Den schmalen Gehweg am Engpass der Ratinger Straße hat Clasen um 30 Zentimeter verbreitern lassen. Die Fläche dafür hat er von seinem Grundstück zur Verfügung gestellt.

Die zweigeschossigen Wohnungen an der Ratinger Straße sind mit energiesparenden Luft-Wasser-Wärmepumpen und Photovoltaik-Anlagen ausgestattet, die zwei einzelnen Häuser dahinter mit Solarthermie-Technik ausgerüstet. Ein Haus hat Clasen verkauft, das andere vermietet. Die drei Wohnungen an der Ratinger Straße sind alle vermietet.

Bei der Vermarktung hatte Clasen leichtes Spiel, weil die Mieter und der Käufer durch Mund-zu-Mund-Propaganda von den Häusern und Wohnungen erfuhren. Wegen des langen Winters haben sich die Bauarbeiten um rund sechs Wochen verzögert. Jetzt sind Handwerker in zwei Wohnungen noch mit Restarbeiten beschäftigt.

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