„Wir denken an Euch“

Mit Sorge blicken viele nach Japan, versuchen Freunde und Angehörige zu erreichen und schicken Worte der Anteilnahme.

Kreis Mettmann. Erdbeben, Tsunami und drohende Atomkatastrophe — gerade wer Verwandte oder Freunde in Japan hat, verfolgt derzeit mit besonderem Schrecken die Nachrichten.

Schon gleich nach den ersten Berichten über die schweren Erdstöße haben Pfadfinder aus Velbert-Neviges versucht, eine Verbindung nach Tokio herzustellen. Seit 21 Jahren gibt es eine Partnerschaft zwischen den Nevigser St. Georgs-Pfadfindern und einer Gruppe der St. Mary-Scouts aus Musashino, einem Stadtteil Tokios.

Über E-Mail und vor allem durch den Internetdienst Facebook halten viele Pfadfinder intensiven Kontakt mit den Scouts in Tokio. So habe man sehr schnell Informationen aus der japanischen Hauptstadt erhalten, die etwa 250 Kilometer südwestlich der am schwersten betroffenen Region um Sendai liegt, berichtet Stammeskurat Thomas Isop-Sander. Einige japanische Jugendliche schickten Fotos per Mail von umgekippten Möbeln und Regalen in ihren Wohnungen.

Von Akiko Ogawa, der Dolmetscherin, die die japanischen Gäste im vergangenen Sommer nach Neviges begleitete, erfuhr Isop-Sander: Allen geht es gut, niemand ist zu Schaden gekommen. „Wir denken an Euch und beten für Euch“, heißt es in einem Schreiben, das die Velberter bereits auf den Weg nach Japan gebracht haben.

Die 46-jährige Beatrix Neblung aus Velbert lebt in der Nähe von Obihiro auf der rund sieben Millionen Einwohner zählenden Insel Hokkaido. Das liegt zwar etwa 600 Kilometer nördlich des Epizentrums, doch waren ihr Bruder Friedrich Neblung und seine Familie sehr erleichtert, als sie erfuhren: Sie ist unversehrt. „Wir haben uns große Sorgen gemacht“, sagt er.

Beatrix Neblung ist als evangelisch-freikirchliche Missionarin tätig. Sie hat in fast zwölf Jahren in Japan einige Erdbeben erlebt, doch das am 11. März hatte besondere Dimensionen: „Der erste Stoß am Freitag war sehr kräftig und dauerte relativ lange“, sagte die Velberterin am Montag telefonisch der WZ. Sie selbst blieb auch von Schäden verschont, erschüttert verfolgte sie jedoch die Bilder aus anderen Landesteilen. Drei Ehepaare, die in Sendai für die gleiche Missionsgesellschaft arbeiten, seien ebenfalls glimpflich davon gekommen: „Einem Paar hat der Tsunami das Auto fortgerissen, aber ihr Haus steht noch.“

Besonders ängstigen die Probleme in den Atomkraftwerken in der Unglücksregion. Im Sommer endet für Beatrix Neblung planmäßig die Arbeit in Japan — „das Rückflugticket ist für den 1. Juli gebucht“ — und bis dahin sieht die Velberterin ihren Platz in der Gemeinde: „Ich hoffe sehr, dass eine vorzeitige Abreise nicht erforderlich wird.“

„Wir stehen in dieser schwierigen Zeit in Gedanken an Ihrer Seite und hoffen, dass es Ihren Familienangehörigen und Verwandten, Dozenten und Studenten gut geht und dass sie diese schwere Katastrophe überstehen“, dies hat Dieter Smolka, Leiter des Gymnasiums Hochdahl, an Professor Yoshiaki Yanagisawa von der University Kagawa geschrieben. Der Japaner hat als Pisa-Professor mehrfach die Erkrather Schule besucht. Partnerschule des Gymnasiums Hochdahl ist die Japanische Internationale Schule Oberkassel. Auch ihr hat Smolka in einem Brief Anteilnahme ausgedrückt.

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