Vor Ort ist der Kunde noch König

Das Bestellverhalten der Kunden im Internet bereitet dem lokalen Einzelhandel Kopfzerbrechen. Die Mettmanner setzen auf Service.

Vor Ort ist der Kunde noch König
Foto: Stephan Köhlen

Mettmann. Die Mettmanner Einzelhändler sind nicht nur zu ihren Öffnungszeiten in ihren Läden anzutreffen, sondern rund um die Uhr im Internet. Was viele gar nicht wissen: Auch kleine Einzelhändler pflegen teilweise schon seit 20 Jahren eine eigene Homepage. So wie Gudrun Fath vom Spielwarenfachgeschäft Spiel und Bahn. Sie schloss ihre Zweigstelle in der Kö-Galerie, betreibt aber ihren Online-Shop.

Die Mettmanner Einzelhändler vertreten die Auffassung, dass sich das Bestellen bei Großkonzernen im Internet spürbar auf die Geschäfte in den Innenstädten auswirkt. Gerhard Jacobs, Inhaber des Schuhhauses Schmidt spricht an, dass „der Verbraucher vergisst, dass er im Internet keinen Service mehr findet, der bei uns inklusive ist“.

Mit dieser Einstellung ist er nicht alleine. Auch Gudrun Fath weiß davon zu berichten, wie stark die Konkurrenz aus dem Netz sein kann. Ihrer Ansicht nach ist der Kunde, der ausschließlich im Internet kauft, „bequem und faul“ geworden und spart sich den Gang zum Händler vor Ort.

Bedeutet das, dass der Kunde dem Internet blind vertraut und gar nicht mehr weiß was „Qualität und Service“ eigentlich meint? Gerade der Einzelhandel wirbt ja um seine Kunden, indem er sich mit Beratung und Qualität gegenüber dem Internetkauf absetzt.

Die Angestellten oder Inhaber versuchen immer, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Gudrun Fath betont, dass es wichtig sei, zu hinterfragen: „Wir suchen das passende Geschenk. Ein Geschenk, das zum Kind passt. Jeder Mensch ist anders, man muss ein Spielzeug nach den Hobbys und Interessen des Kindes kaufen und nicht, weil es in der Werbung gesehen wurde. Die Eltern sollten sich die Frage stellen: Womit spielt mein Kind?“ Aber dass auch Mettmann vom Onlineversandhandel durch die großen Konzerne wie Amazon nicht verschont bleibt, stellt sie ebenfalls klar. Ihrer Ansicht nach wurden viele Branchen, die zuvor in Mettmann ansässig waren, wegrationalisiert durch den Internet-Besteller. Dennoch hat sie immer noch die Hoffnung, dass sich etwas im Bewusstsein der Menschen ändert. Sie schlägt vor, dass man die im Internet bestellten Sachen nur noch gegen Gebühr zurückschicken darf. Dadurch würden viele Menschen ins Umdenken kommen, glaubt sie.

Gerhard Jacobs, Schuhhaus Schmidt

Neben der Beratung macht auch die Qualität der Produkte einen Faktor bei der Kaufentscheidung aus. Wolf Michael Gerhäusser von der Buchhandlung Alexander Rüger ist der festen Überzeugung, dass die bessere Qualität immer noch in den Händen des Einzelhändlers liege.

Er legt sich fest, dass Menschen, die Wert auf Qualität legen, weiterhin den Einzelhandel unterstützen werden. Im Buchhandel sei die Konkurrenz aus dem Netz aber schwächer als in anderen Bereichen. Gerade die Buchpreisbindung helfe dabei, zu bestehen, wie er erläutert.

Dass die Online-Konkurrenz ein allgemeines Phänomen ist und sich nicht nur auf einen Bereich beschränkt, ist sich auch Schuhhändler Gerhard Jacobs bewusst. Er empfindet, dass die Frequenz an Kunden in den Innenstädten zu niedrig sei, wodurch der Einzelhandel leide. In seinen Augen ist dies aber ein allgemeiner Trend und nicht spezifisch auf Mettmann bezogen.

Gerade in der Mettmanner Innenstadt, an der Freiheitstraße, seien die Gegebenheiten optimal, um Einzelhandel zu betreiben, wie Gerhäusser herausstellt. „Es stehen keine Gebäude leer, und es gibt so viele verschiedene Geschäfte, dass für jeden etwas dabei ist. Aber auch die Kundschaft ist hier sehr treu, was ich gut finde.“

Gerhäusser unterstreicht, dass ein Einkauf im Einzelhandel eine größere Konsumzufriedenheit mit sich bringt. Aber gleichzeitig ist es für ihn auch nachhaltiger, da kein Paket bei Nichtgefallen zurückgeschickt werden muss, sondern die Sachen vor Ort umgetauscht werden können. Auch der Kontakt mit Menschen und der Genuss zeichne den Einzelhandel aus, wie er herausstellt. Persönliche Gespräche würden eine andere Kundenbeziehung schaffen.

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