Sieben Künstlerinnen wollen „berühren“

Kunsthaus Mettmann stellt die unterschiedlichen Werke der Gruppe Heptagon vor.

Sieben Künstlerinnen wollen „berühren“
Foto: A. Blazy

Mettmann. Eine Kreativkommune hat das Kunsthaus bezogen. Die Künstlerinnen der ‚Heptagon‘-Gruppe leben und arbeiten sonst rund um den Unterbacher See. Diese geografische Nähe, ein unverstellter Wille zur Wahrhaftigkeit, sowie die Qualität der Werke fügen den Rahmen der Ausstellung mit dem tiefgehenden Titel „Berührt“. Ansonsten lässt die Hausordnung Vielfalt zu. So hat sich in jedem der winkligen Zimmerchen ein eigener Kleinkosmos aufgetan.

Mariele Koschmieders Familienszenarien, darunter eine klassische Madonna mit Kind, haben ihren Platz im Obergeschoss gefunden: „Die Madonna ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Beziehung von Mutter und Kind von Alters her in allen Kulturen schon ein Thema war.“ Das Kind dieser Gottesmutter ist lebhaft störrisch dargestellt: „Kinder sind eben nicht nur niedlich und nett, sie sind auch unsere Zukunft.“

Ein paar Treppenstufen tiefer hinab zeigt die Hochdahlerin Ingetraut D. Stein in dem ihr eigenen Stil der Abstrahierung die Folgen der Katastrophe von Fukushima. Die Welt scheint hier in Acryl auf den Kopf gestellt; ihr Spiegelbild zerbrochen: „Ich möchte mich von solchen Ereignissen distanzieren und bloß nicht dort leben, wo ich so etwas miterleben muss.“

Es geht wieder eine Stiege nach oben, zu goldig-sandigen oder bläulich schimmernden Leinwänden über Krieg und Vertreibung; geschaffen von der Königsbergerin Sabine Clemens. Ihre Tableaus tragen Flächenstrukturen aus sieben oder acht Farbschichten. Dahinein ritzt Clemens Lebenszeichen, ähnlich den spontanen Statements, die Verurteilte an der Gefängnismauer oder Liebende an einem Lindenstamm verewigen mögen.

Den doch sehr nachdenklichen Bildern ihrer Kolleginnen stellt die Skulpteurin Christa Diefenbach tanzende Steine zur Seite: „Denn etwas Fröhliches berührt mich auch.“ Vielgestaltige Steatite, filigran geformt, gleichen ihr Gewicht gegenseitig aus. Wie von unsichtbarer Hand bewegt, werfen die beleuchteten Formen Schattenspiele an die Zimmerwand.

Ganz besonders auf die urwüchsige Architektur des Kunsthauses eingelassen haben sich Anna Owsiany-Masa und Katti Röttger-Hartlief. Während Erstere einen Fachwerkflur durch unwiderstehliche Lyrik und leidenschaftliche Illustrationen zu einem fantastischen Tunnel umgestaltet hat, fand Letztere für ihre Botschafterfiguren ein Refugium in einer schützenden Parterregrotte. Hier sind Räume und Träume verschmolzen.

Eine Betrachtung kopiert regelrecht die intensiv gestalteten Portraits starker Frauen der Weltgeschichte, wie der Dichterin Mascha Kaléko oder der Malerin Francoise Gilot, ins Besuchergedächtnis. Ruth Stünkel-Hoffmann steckt hinter diesen hypnotischen Anblicken und bekennt sich dazu, dass in manchen auch ein Stück Wut mit eingemalt ist.

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