Senioren drücken mit Handy die Schulbank

23 Schüler des Konrad-Heresbach-Gymnasiums erklärten Funktionen und Technik.

Senioren drücken mit Handy die Schulbank
Foto: Stephan Köhlen

Mettmann. Anna Schmitz ist Bewohnerin des Seniorenwohnheims St. Elisabeth in der Düsseldorfer Straße. Sie gehört der Generation an, die mit Wählscheiben und Tastentelefonen aufgewachsen ist. Doch vor ihr liegt auf dem Tisch wie selbstverständlich ein Smartphone.

„Meine Familie ist untereinander durch Textnachrichten und Fotos immer auf dem aktuellen Stand. Da möchte ich nicht außen vor sein“, gesteht die Rentnerin. Vor zwei Jahren bekam sie das Smartphone von ihren Enkelkindern geschenkt. Sie beherrscht viele grundlegende Funktionen fehlerlos. Durch die Kamera des Smartphones hat Anna Schmitz sogar das Fotografieren ganz neu für sich entdeckt: „Morgens schieße ich schöne Bilder. Abends gehe ich noch schnell in die Drogerie und drucke sie dort aus. Dann klebe ich die Bilder ganz klassisch in ein Fotoalbum.“

An dieser Stelle verschmilzt Bewährtes mit neuer Technik. Aber an anderen Stellen holpert es. So kann Anna Schmitz ihre Wetter-App nicht mehr zurückholen, nachdem sie diese aus Versehen gelöscht hat. Darum hat Hanna Rauh einen Stuhl herangezogen und nimmt neben der Rentnerin Platz. Hanna Rauh ist 16 Jahre alt. Auf die Frage, ob sie ein „digital native“ sei — also einer Generation angehöre, die das Internet und smarte Geräte praktisch in die Wiege gelegt bekommen hat — da nickt sie, ohne zu zögern.

Jetzt ist ihre Hilfe angesagt. Gemeinsam mit 22 weiteren Schülern vom Konrad-Heresbach-Gymnasium hilft sie den Bewohnern von St. Elisabeth im Umgang mit Smartphones. „Es ist für ältere Menschen oftmals nicht leicht, sich mit dieser Technik auseinanderzusetzen“, bestätigt Stefan Wigge, Geschäftsführer von St. Elisabeth: „Frau Schmitz ist ein gutes Beispiel, dass ältere Menschen durchaus in der Lage sind, die Technik zu verstehen. Doch hat es seine Grenzen.“ So stelle das Wischen über den Bildschirm eine verwirrende Geste für viele ältere Smartphone-Nutzer dar. Stefan Wigge findet es großartig, dass die 23 Gymnasiasten die Aktion „Handy-Training für Senioren“ in seinem Haus anbieten. „Vielleicht führt das ja zu einer wachsenden Kooperation mit dem Konrad-Heresbach-Gymnasium“, hofft er: „Das würde unser Haus sehr begrüßen.“

Bei Anna Schmitz und Hannah Rauh ist die Installation der Wetter-App inzwischen gelungen. Die Gymnasiastin frischt noch weitere Themen mit der Rentnerin auf, zum Beispiel den Unterschied zwischen W-Lan-Verbindung und mobilen Daten oder Kontakte, die sowohl auf der SIM-Karte als auch auf der SD-Karte gespeichert sein können.

Hannah Rauh kennt Schwierigkeiten mit Handys auch aus der eigenen Familie: „Bei meinem Großvater. Aber ich erkläre ihm gerne alles in Ruhe. Unsere ganze Generation ist ohnehin gut darin, ältere Leute an die neue Technik heranzuführen.“

Die Idee mit dem „Handytraining für Senioren“ stammt von den Schülern Cedric Rothfuß (16) und Daniel-Elia Maxeinen (15): „Auf diesem Wege können wir das generationenübergreifende Zusammenleben in Mettmann fördern“, erzählt Cedric. Und Daniel-Elia fügt hinzu: „Der Anfang mag mühsam sein, doch ist es interessant, zu sehen, wenn Senioren mit Altbekannten auf neue Weise in Verbindung treten — zum Beispiel über einen Messenger.“

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