Schiedsmann: Bei Streit hat Zepf die Lösung

Die Aufgaben eines ehrenamtlichen Schiedsmanns erfordern viel Fingerspitzengefühl.

Mettmann. „Ich werde versuchen, ihre Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten“, sagt Günther Zepf lächelnd zur Begrüßung — ganz Schiedsmann. Seit acht Jahren führt der 65-Jährige das Ehrenamt aus, bei dem es um viel Fingerspitzengefühl geht. Seit seinem Antritt hat er rund 100 Fälle bearbeitet und vielen Menschen dabei geholfen, ihre Streitigkeiten beizulegen. Seine Erfolgsquote liegt bei rund 70 Prozent. Zepf besetzt in Mettmann einen von zwei Posten als Schiedsmann und ist für den Norden des Stadtgebietes zuständig. Für die andere Stelle, den Mettmanner Süden, wird momentan ein Kollege gesucht.

Eine juristische Vorbildung ist nicht nötig. „Es muss ein Mensch sein, der Lebenserfahrung hat und um die Problematik des Amtes weiß. Er muss die Probleme der Menschen ernst nehmen und erkennen, dass sie es nicht schaffen, sich von alleine zu helfen“, sagt Zepf, der den Neueinsteiger einarbeiten wird.

Zepf sieht das Amt als „Moderation unter gesetzlichen Vorschriften“, um die Gerichte zu entlasten. Im optimalen Verlauf kommt es zu einem Vergleich. Streitpunkte werden aufgeschrieben und vereinbart, wie sich die Parteien zu verhalten haben. Die Beteiligten besiegeln das mit ihrer Unterschrift. „Ein Vergleich ist für mich mehr wert als ein Gerichtsurteil“, sagt Zepf — hier seien die Parteien schließlich am Ausgang des Verfahrens beteiligt.

Klassische Fälle sind Streits in der Nachbarschaft — um ungeschnittene Hecken, die Größe und Nutzung des Grundstücks oder Bäume, deren Grünzeug auf das Gelände nebenan fällt. Teilweise wird es aber auch richtig heikel, wenn es um Zivil- und Strafsachen wie zum Beispiel tätliche Angriffe oder Mietrückstände in vierstelliger Höhe geht.

„Dramatisch“ sei es laut Zepf, wie Menschen sich manchmal „das Leben zur Hölle“ machten: „Teilweise tun sich Abgründe auf.“ Dann kommt der Schiedsmann ins Spiel, der „versucht, herauszufinden, wo der Hase begraben liegt“. Teils haben die Fälle lange Vorgeschichten. Angespannt seien diese Situationen immer. Zepf fährt dann die Antennen aus, hört genau hin, und versucht, einen Konsens auszuloten.

Die Gebühren für das Verfahren — von zehn bis maximal 40 Euro — gehen an die Stadt. Als Ehrenamtler bekommt Günther Zepf eine Aufwandsentschädigung. Er betreibt hauptberuflich ein Privatinstitut für Hochbegabte. Warum er sich dann die Mühe macht? „Ich will der Gesellschaft ein wenig zurückgeben. Ich war selbst schon einmal in einen Schiedsfall verwickelt und habe gesehen, wie wichtig die Aufgabe ist. Außerdem will ich den Menschen den Gang vors Gericht ersparen“, sagt Zepf.

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