Sammlung Mettmanner Stühle

Berthold Schulze sammelt Mettmanner Stühle und vieles mehr aus dem Bergischen Land.

Mettmann. Was ein Stuhl ist, weiß jeder. Wer mehr über den sogenannten Mettmanner Stuhl wissen möchte, fragt am besten Berthold Schulze (32). 20 dieser speziellen Sitzmöbel nennt der Mettmanner sein eigen. „Und sie stehen nicht bloß zur Zierde herum, die haben wir in der Familie alle in Betrieb“, sagt er.

Rücken, Schenkel und Bein wissen nicht nur in Fernsehshows für Nachwuchsmodelle zu gefallen, diese drei Stellen markieren nämlich auch die Eckpunkte des Mettmanner Stuhls. „Die Lehne ist reich verziert, die Vorderfüße stark geschwungen“, erläutert der Fachmann anhand eines Exemplars aus dem Jahre 1814. Zu jener Zeit gab es in Mettmann sechs Stuhlmanufakturen. Eine davon befand sich In der Schmitte, wo heute ein türkischer Gemüsehändler seine Ware anbietet.

Das Interesse an der Geschichte seiner Heimatstadt war „schon immer vorhanden, vom Taschengeld kaufte ich mir mit zwölf Jahren einen alten Waschtisch.“ Vor zehn oder elf Jahren begann er dann, systematisch bei der Recherche vorzugehen.

Die historischen Stühle hat Schulze auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen gefunden. „Zum Teil waren sie völlig ramponiert, so dass ich sie komplett restaurieren musste.“ Als selbstständiger Gärtner hat er dafür die technischen Fertigkeiten, weiß wie ein Binsengeflecht als Sitzfläche ersetzt wird oder wie abblätternde Farbschichten so abgenommen werden, dass eine Aufarbeitung möglich wird.

Seine Sammelleidenschaft beschränkt sich nicht allein auf Stühle. Ein bisschen zum Leidwesen seiner Frau mag Schulze auch andere Antiquitäten — aber bergischer Herkunft müssen sie sein. Wie die „Dröppelminnas“, Kaffeekannen aus Zinn, oder die Aussteuer-Truhen. Schulze: „Ich weiß gar nicht, was wir da drin haben. Ich glaube alles, was nicht herumliegen soll.“ Außerdem hat er einen Glasschrank von 1750. Zu jedem seiner historischen Schätze weiß er eine kleine Geschichte, kann sie in anhand von Details fachgerecht einordnen.

„Ja, die Sitzhöhe war viel niedriger, weil die Leute ja auch kleiner waren“, verweist er auf das Maß von 48 Zentimetern, erklärt auf Platt geschriebene Schnitzereien in der Holzstanduhr oder aufgearbeitete Originalbeschläge an einer Wäschetruhe von 1746. „Es gibt sicher noch viel zu entdecken. Wenn ich Rentner bin, habe ich dafür Zeit.“

Bislang sammelt Berthold Schulze „nur so für sich und die Familie“. Seine schönen Stücke anderen zugänglich zu machen, kam ihm bislang nicht in den Sinn. In der alten Villa Beckershoff in der Oberstadt hat er den Garten in Form gebracht und dabei auch die dort befindliche Grotte neu gestaltet.

„Links davon befindet sich ein Weihwasserbecken mit einem ‚A’ für ‚Ave’.“ Das ist typisch für die Entstehungszeit um 1870. „Wenn ich Zeit hätte, würde ich gerne die Geschichte von Villa und Garten aufschreiben“, skizziert er ein nächstes mögliches Projekt.

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