Mettmann: Zwischen Jubel und Mitgefühl beim Public Viewing im Frankenheim-Brauhaus

Frankenheim-Wirt Mladen Ivankovic kommt aus Kroatien, drückt bei der EM aber auch den Deutschen die Daumen.

Mettmann. Wäre es nach ihm gegangen, hätten die Deutschen gegen Kroatien 1:1 gespielt. Es hätten auch ruhig ein paar Tore mehr sein dürfen. Aber ein Unentschieden sollte es schon sein.

So ganz hat das ja am Donnerstagabend bekanntlich nicht funktioniert - und Mladen Ivankovic(44) musste sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge begnügen. "Die Deutschen kommen trotzdem weiter, und dann spielen wir im Finale noch mal gegeneinander", übt sich der Frankenheim-Wirt nach dem Abpfiff in Zweckoptimismus.

Dabei schien vor dem Spiel die Welt auch für seine deutschen Stammgäste noch in Ordnung zu sein. "Wenn Deutschland verliert, ist das auch kein Problem", fand Andreas Lüddecke. Dass der Wirt Kroate ist und sich mit einem Trikot in aller Öffentlichkeit zu seiner Mannschaft bekannte, war kein Problem. Und auch die Dominanz kroatischer Trikots hinterm Tresen tat der guten Laune keinen Abbruch: Das Bier schmeckte trotzdem noch.

Seit mittlerweile 15 Jahren lebt Mladen Ivankovic in Deutschland, vor fünf Jahren hat er in Mettmann das Frankenheim übernommen. "Große Partys veranstalten, das habe ich gelernt", sagt er.

In Kroatien hat er eine Diskothek und ein Bistro betrieben, später in Deutschland ein Restaurant - und jetzt eben die Event-Kneipe in Mettmann. "Ich fühle mich wohl hier", sagt Ivankovic: Seinen Vertrag mit Frankenheim hat er gerade verlängert. Er werde also noch längere Zeit in Mettmann bleiben: "Viele neue Freundschaften sind hier schon entstanden."

Während der EM ist seine Kneipe eine der beliebtesten Anlaufstellen in der Stadt. "Sportlich faire Stimmung" ist ihm wichtig - und die gab es auch am Donnerstagabend. An drei Großbildleinwänden und einem Fernseher fieberte der deutsche Fanclub mit.

Eigentlich hätte alles bestens gepasst. Und mit dem ersten Schuss aufs kroatische Tor in der 4. Minute schien der Start der Deutschen in Richtung Viertelfinale auch vielversprechend zu sein. Anfeuern, meckern, fluchen - das alles gab’s am Tresen übrigens im Doppelpack. Aber aus deutscher Sicht hatte man ja bekanntlich wenig Grund zum Jubeln, leider.

Stattdessen: Kopfschütteln, Totenstille, kollektives Erstarren - wären nicht ein paar kroatische Fans unter den Deutschen gewesen, hätte es nach dem Schlusspfiff wohl nichts anderes gegeben. Ivankovics Sohn Robert stürmte allerdings erst mal in die Küche, um zu jubeln. Der Vater freute sich, inmitten seiner deutschen Stammgäste und umringt von kroatischen Fans.

Eigentlich sei er zwar gar kein Fußballfan. Zumindest gebe es keinen Verein, mit dem er mitfiebert. Aber der Nationalmannschaft fühle er sich natürlich verbunden: "Patriotismus ist immer im Herzen." Mit den zwei Seelen in seiner Brust in Sachen Fußball komme er ganz gut zurecht.

"Ich hoffe vor allem auf ein friedliches Spiel", hatte er noch vor dem Spiel gesagt. Zumindest diese Hoffnung hat sich erfüllt: Auf dem Jubi blieb es auch nach der Niederlage ruhig.

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