Mettmann: Zur Moschee gibt es noch viele Fragezeichen

Ob der Verein seine Ziele umsetzt, soll Ende August endgültig entschieden werden.

Mettmann. "Eine Moschee ist uns recht. Aber bitte keine Koranschule", sagt Horst Diekkämper, Ratsmitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Ob der Türkisch-Islamische Verein seine Pläne, an der Flurstraße eine Moschee mit Versammlungsstätten zu bauen, umsetzen wird, soll Ende August entschieden werden.

Bis dahin hofft Yilmaz Gönen, der Vorsitzende des Vereins, könnten sich die knapp 200 Vereinsmitglieder so großzügig zeigen, dass der Verein das Startkapital von 300 000 Euro zusammen hat. "Ansonsten werden wir nichts weiter unternehmen." Traurig wäre Gönen, aber nicht enttäuscht, wenn das Geld nicht zusammenkäme. Dann müsste der Verein in seinem Vereinsräumen an der Koenneckestraße bleiben. Laut Gönen, der zurzeit im Krankenhaus liegt, sind auf das Spendenkonto für den Moscheebau bislang etwas mehr als 80 000 Euro eingegangen.

Ob die Moschee an der Flurstraße gegenüber von Georg Fischer (GF) gebaut werden kann, scheint inzwischen aus ganz anderen Gründen unwahrscheinlich. Andreas Hecker, Geschäftsführer von GF Automotive, hat im WZ-Gespräch deutlich gemacht, dass er es sich nicht vorstellen könne, dass das Unternehmen seine alte Industriefläche überhaupt verkauft. GF habe volle Auftragsbücher, im Werk werde an der äußersten Kapazitätsgrenze produziert. Der Automobilzulieferer bekommt zurzeit immer mehr Aufträge von Lkw-Herstellern. Flächen, um das Werk auszubauen, habe man kaum. Hecker: "Wir wissen von dem Ansinnen des Vereins. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir unser altes Gelände verkaufen. Auch wenn diese Entscheidung in der Schweiz fallen wird." Für Yilmaz Gönen ist diese Nachricht kein Grund zur Panik: "Wir haben noch Alternativen. Ein 10 000 Quadratmeter großes Grundstück an der Elberfelder Straße und ein anderes in Metzkausen."

Egal, wo immer auch eine Moschee in Mettmann gebaut werden könnte, "wir wollen ganz genau wissen, was dort passiert", sagen Diekkämper und SPD-Fraktionschef Christian Denstorff. Wie andere Religionsgemeinschaften hätten auch die rund 1000 Muslime in Mettmann ein Recht darauf, ihren Glauben in dafür geeigneten Räumen auszuüben. "Vorausgesetzt, die Religionsgemeinschaft verstößt nicht gegen das Grundgesetz", so Denstorff. Die SPD wünscht sich, dass der Türkisch-Islamische Verein frühzeitig die Öffentlichkeit über seine Absichten informiert. "Es gibt noch viele offene Frage", sagt Denstorff, " etwa wo das Geld für den Moscheebau herkommt." "Das Thema Moschee haben wir in der Fraktion noch nicht beraten", sagt Joachim Sander, Chef der CDU-Fraktion. Die Union wolle erst einmal wissen, was genau der Türkisch-Islamische Verein geplant habe. Zudem wird die CDU die Verwaltung beauftragen, mit anderen Städten wie Wülfrath Kontakt in Sachen Moschee aufzunehmen, um zu erfahren, wie dort gebaut wurde.

Eine Moschee wäre architektonisch eine Bereicherung für Mettmann. Dass sich die Muslime in der Stadt, in der sie leben, ein repräsentatives Gebäude wünschen, wird ihnen niemand ernsthaft absprechen können. Die Religionsfreiheit ist hierzulande ein hohes Kulturgut. Eine Moschee und ein angegliedertes Begegnungszentrum könnten helfen, Vorurteile und Misstrauen auf beiden Seiten abzubauen. Der Türkisch-Islamische Verein sollte alles daran setzen, die Öffentlichkeit früh über seine Ziele zu unterrichten. Die Politik und die christlichen Kirchen sollten dem Verein dabei helfen. Nur ein Miteinander hilft, Fremdenfeindlichkeit frühzeitig aus der Stadt zu verbannen.

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