Mettmann: Wehmut im Musentempel

Mehr als 200 Besucher nutzten die Gelegenheit und schauten sich das prunkvolle Königshof-Theater und die dazugehörige Ausstellung an.

Mettmann. Es war beinahe so wie vor 55 Jahren. Die Besucher warteten gespannt darauf, dass ihnen jemand die Tür zum Theatersaal aufschließt. Nur, dass es damals, am 26. Mai 1954, der Eröffnungstag war, zu dem Hubert Rosslenbroich als Bauherr des prunkvollen Königshof-Theaters den roten Teppich ausgerollt hatte.

Diesmal warteten die Mettmanner darauf, den Musentempel in der Poststraße 30 Jahre nachdem dort der letzte Vorhang fiel, für eine halbe Stunde aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Dass sich die Türen noch einmal öffneten, verdankten die mehr als 200 Besucher dem Mettmanner Art-Wert und der Familie Rosslenbroich, die die Ausstellung "Lichtspiele - 55 Jahre Königshof-Theater" zusammengestellt hatten und vor der Eröffnung in die einstige Mettmanner Kulturburg eingeladen hatten.

Großes Theater gab es auch diesmal auf der Bühne mit Petra und Ingo Grenzstein von der Mettmanner Theatergruppe "Die Knallfröschen". Der vor spärlicher Kulisse und im Kerzenschein vorgetragene Einakter genügte, dass sich die Besucher an vergangene Zeiten erinnerten. Wer den zwei "Knallfröschen" zuhörte, konnte es nicht mehr leugnen: Offenbar hat die halbe Stadt immer nur im Schummerlicht in der letzten Reihe gesessen. Mit wechselnden jugendlichen Liebschaften, versteht sich. Zuvor hatten dort alle in Kindertagen auch schon "Die Lümmel aus der letzten Bank" gesehen.

"Beim Theaterbesuch mit den Eltern waren die guten Hosen immer Pflicht", erinnerte sich der Mettmanner Tierarzt Martin Müschenich schmunzelnd. Martin Auerbach, der Vorsitzende von Mettmann-Sport, hat den romantischen Kinoabend mit der ersten Freundin nicht vergessen - natürlich mit Karten für die letzte Reihe. .

Dass nach dem Bau der Neandertalhalle am 18. Oktober 1978 der letzte Film von der Spule lief und wenig später auch der letzte Vorgang auf der Theaterbühne fiel, konnte am Freitagabend niemand so recht verstehen. "Wie kann man so etwas für die Stadthalle aufgeben?", fragte sich nicht nur Ingo Speck.

Voller Wehmut verließen die Besucher dann das Theater, um ein paar Meter weiter noch einmal in die glitzernde Welt der Bühnen- und Kinostars einzutauchen. Im Art-Werk wurden unzählige Requisiten aus den guten alten Zeiten des Königshof-Theaters zusammengetragen. Fotos und Plakate mit Unterschriften und Widmungen unter anderem von Hardy Krüger, Götz George oder Conny Froboes, alte Kinokarten, Schilder und Fotos von großen Karnevalssitzungen - die liebevoll gestaltete Ausstellung macht Spaß und lädt zu einer kurzweiligen Reise in die Vergangenheit ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort