Mettmann: Vor 40 Jahren gab es am KGH keinen „spießigen“ Abi-Ball

Ein großes Wiedersehen 40 Jahre nach ihrer Reifeprüfung. Am Samstag haben sich die Ehemaligen des Abi-Jahrgangs 1969 nach 40 Jahren wiedergetroffen.

Mettmann. Führt Haschisch zum Sozialismus? Sind Hippies die Vorboten einer neuen Gesellschaft? Oder ist die Subkultur nicht vielmehr ein Abstellgleis für verstörte Kleinbürger? Philosophieren war angesagt in den wilden 68-ern, auch am Konrad-Heresbach-Gymnasium. Die Schule machte ihrem späteren Pseudonym "rotes Gymnasium" alle Ehre.

Am Samstag haben sich die Ehemaligen des Abi-Jahrgangs 1969 nach 40 Jahren wiedergetroffen. Und wie bei solchen Anlässen üblich, wurde über die alten Zeiten gesprochen.

"Einige Lehrer waren uns nicht besonders gut gesonnen", erinnert sich Jochen Kokemohr. Man sei nicht angepasst gewesen, weshalb etliche Mitschüler so genannte Ehrenrunden drehen und das Schuljahr wiederholen mussten.

Der "Fall Willkomm" ist vielen bis heute in Erinnerung geblieben. Damals hatte Eberhard von Brauchitsch, führender Unternehmer und Schülervater, einen Leserbrief in der örtlichen Presse veröffentlicht, in dem die kommunistische Gesinnung des Lehrers zum Thema gemacht wurde. Die Schulbehörde entschloss sich zur Strafversetzung des umstrittenen Studienrates.

Die Schüler demonstrierten und tauften die Schule in Karl-Liebknecht-Gymnasium um. Die Schülervertreter riefen zum Streik auf und stellten dem Regierungspräsidenten ein Ultimatum. Der Lehrer durfte wieder zum Unterricht am KHG erscheinen.

"Wir waren der erste Jahrgang, der nicht mit Anzug und Krawatte zur Abiturprüfung erschienen ist. Und den Abi-Ball gab es nicht, dass war einfach spießig", erinnert sich Horst Krahl, der bis heute mit langen Haaren den alten Zeiten huldigt und auch immer noch Bob Dylan und die Stones hört.

"Aber wir waren nicht alle so", hat Roland Wirth seine Schulzeit in ganz anderer Erinnerung. Der jetzige Braukeller-Wirt ging nach dem Abitur erstmal zur Bundeswehr. In seine Kneipe wurde übrigens der gesellige Teil des Klassentreffens nach dem Besuch des Blotschenmarktes sowie einem Abendessen in der Locando San Lamberto verlegt. magu

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