Mettmann: Schwerer Abschied von Pfarrer Motter

Abschiedsgottesdienst: Aus gesundheitlichen Gründen hat sich Pfarrer Motter vom Kardinal entpflichten lassen – er zieht bald nach Köln.

Mettmann. Es war ein schwerer Tag für Mettmann - doch was zu Anfang der Abschiedsmesse niemand für möglich gehalten hatte, Pfarrer Motter hatte für seine große Gemeinde, seine Schäfchen und Freunde im Kreis Mettmann eine gute Botschaft: Er zieht nach Köln, rechtsrheinisch, und kann, wenn er eingeladen wird und seine Gesundheit es zulässt, oft nach Mettmann zurückkehren.

Die Lambertuskirche war bis auf den letzten Platz besetzt, als um 16.45 Uhr die Glocken zur Abschiedsmesse riefen. Vor sechs Wochen hatte der beliebte Pastor der Gemeinde und dem Kreis, dessen Dechant er bis zum letzten Februartag war, mitgeteilt, dass er Joachim Kardinal Meisner um die Entpflichtung gebeten hat. Pfarrer Motters Gesundheit war angeschlagen, da traf ihn im vergangenen Sommer, kurz nach dem 66. Geburtstag eine erneute schwere Krankheit. Er hoffte, nach einer Reha ganz zu genesen, doch "die alte Spannkraft" sei nicht wiedergekommen.

"Es ist unendlich schwer, nicht mehr voll und ganz Pfarrer sein zu können", vertraute er seinen Nächsten an. Nur die unmittelbaren Menschen am Altar sahen, dass der Pfarrer litt, die Aufgaben kaum mehr zu bewältigen waren. Motter bat den Kardinal, in den Ruhestand versetzt zu werden. Mettmann und Monheim, wo er von 1987 bis 2003 als beliebter und geschätzter Seelsorgen an St. Gereon wirkte, waren schockiert, als sie von den Plänen erfuhren.

Gestern merkte man der Gemeinde und den Gästen aus Berlin, Köln, Monheim und Neuss den Abschiedsschmerz an. Den Sonntag Laetare, Mittelpunkt der Fastenzeit, an dem die Kirche schon Vorfreude auf das Osterfest zeigt, hatte Motter zum Abschied gewählt. Mit 50 Ministranten, den Geistlichen aus dem ganzen Kreis, seinem Bruder, Pfarrer in Ruhestand Wolfgang Motter, feierte er die Messe. Diakon Michael Anhut hatte zwei Fußschablonen gemalt und ausgestanzt um zu zeigen, wie groß die Spuren sind, die er hinterlässt.

Gottes Pläne sind oft anders: Diesen Satz hat Pfarrer Winfried Motter schon einmal gesprochen - als er von Monheim, das er so liebte, zum Pfarrer und Kreisdechanten nach Mettmann berufen wurde. Er hat sich in sein Schicksal gefügt, in Mettmann wäre er gerne bis zum Ruhestand geblieben. "Diese Jahre in Mettmann waren ein Geschenk." Nun muss er sich erneut Gottes Plänen fügen. Seine Gesundheit lässt es nicht mehr zu, dass er seine vielen Ämter 100-prozentig erfüllt. Pfarrer Motter ist und war mit Leib und Seele Geistlicher. Seine Aufgaben nicht voll und ganz zu erfüllen, damit kann er nicht leben. Der Schritt, jetzt sehr viel kürzer zu treten, fällt ihm schwer. Gottesdienst am Arbeitsplatz, Diskussionen über Gott und die Welt im Frühstücksfernsehen - Pfarrer Motter hatte stets ein volles Gotteshaus, war immer mitten im Leben. Er hat die Menschen und ihre Sorgen verstanden. Schade, dass er gehen muss.

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