Mettmann: Rettung für das alte Ensemble?

Alle Ratsfraktionen sprechen sich für den Erhalt der alten Poststation aus.

Mettmann. Viele historische Gebäude in Mettmann - wie das Haus Hammerstraße 6 - sind im Laufe der Jahrzehnte verschwunden. Weil ihre Eigentümer nicht in der Lage waren, die denkmalgeschützten Gebäude zu sanieren, verfielen sie immer mehr, bis es für eine Rettung zu spät war. Die Häuser wurden abgerissen. Ein Schicksal, das auch der alten Posthalterei in der Oberstadt droht (WZ vom 12. Mai).

Doch so weit darf es nicht kommen, waren sich im Bauausschuss alle Parteien einig. Sie forderten die Stadtverwaltung auf, mit Jochen Sickelmann, dem Eigentümer der alten Poststation, Gespräche zu führen, um den weiteren Verfall der historischen Gebäude zu stoppen.

Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hat nach einer Begutachtung der Gebäude keine Denkmalwürdigkeit festgestellt. In der Begründung der Denkmalschützer heißt es, dass der Zustand der hinteren Gebäude (ehemals Stallungen und Remise) so schlecht sei, dass bei einer Sanierung zwei Drittel der Gebäudesubstanz erneuert werden müssten. Damit handele es sich um eine Rekonstruktion und nicht um den Erhalt eines Originals.

Der Eigentümer der alten Poststation, Jochen Sickelmann, hat das Gutachten angezweifelt. "Dass zwei Drittel der Gebäudesubstanz erneuert werden müssen, ist doch Quatsch", sagte Sickelmann im WZ-Gespräch. Und mit seiner Auffassung steht er nicht allein da. Die Mettmanner Architekten Friedhelm Geiler und Wolfgang Kluger, die als sachverständige Bürger im Bauausschuss sitzen, hatten sich die alte Poststation vor der Sitzung angesehen und bestätigten die Aussage von Sickelmann.

Geiler: "Dass zwei Drittel der Bausubstanz nicht erhalten werden können, habe ich nicht erkennen können. Es gibt einige ältere Faulstellen im Fachwerk, aber das Dach scheint in Ordnung zu sein, so dass das Gebäude nicht weiter verfällt." Beide Architekten stimmen darin überein, dass drei Viertel der Gebäude in Schuss sind. Deshalb sei es sinnvoll, das Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege anzugehen. "Die Sanierungsarbeiten außen sind überschaubar. Innen müsste man sich alles noch mal genau angucken", sagte Architekt Kluger im Bauausschuss.

Die Verwaltung solle deshalb versuchen, einen Besichtigungstermin mit dem Rheinischen Amt für Denkmalpflege zu bekommen, um sich den historischen Gebäudekomplex dann zusammen anzuschauen. Zwar könnte die Stadt das Gutachten des Denkmalexperten anfechten, müsste dann aber auf eigene Kosten ein Gutachten in Auftrag gegeben. Über die Denkmalwürdigkeit müsste dann das Ministerium für Bauen und Verkehr entscheiden.

Die Frage, ob auch eine Kommune Fördergelder für die Sanierung von Baudenkmälern bekomme, verneinte Kurt Werner Geschorec, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Umwelt und Bau: "Zuschüsse oder Steuererleichterungen gibt es nur für Privateigentümer." Würde also die Stadt Besitzer der alten Poststation, müsste sie für alle Kosten der Sanierung selbst aufkommen.

Joachim Sander (CDU) mahnte auch, dass das Haus Markt 4 (ehemals Friseur Heuer) sowie ein altes Fachwerkhaus im Hof auf der Bismarckstraße Objekte seien, die immer mehr verfallen, obwohl sie für die Stadt stadtbildprägend seien.

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