Mettmann: Peter Drenkers Hofgeschichten

Gut Meurersmorp feiert den 100. Geburtstag. Am Sonntag gibt’s ein Open-Air-Festival.

Mettmann. Es ist tragisch, wenn eine Ehe so kurz nach der Silberhochzeit in die Brüche geht. Und es ist besonders traurig, wenn keiner von beiden es wirklich wollte. Peter Drenker (58) ist seiner "Linda" immer treu gewesen - mehr als 25 Jahre lang. Er hat gekämpft, die endgültige Trennung noch herausgezögert und sich so richtig ins Zeug gelegt. Aber es war nichts mehr zu machen. Der Landwirtschaftsmeister muss sich von seiner großen Liebe verabschieden - die Kartoffel darf nicht mehr angebaut werden.

"Die Nachfolgerin heißt vermutlich Belinda", verrät er. Für seine Kunden sei es wichtig, dass der Name ähnlich klingt, glaubt Drenker. Zwischen den Zeilen klingt allerdings durch, dass es ihm selbst auch ganz gelegen kommt. Schließlich erinnert er sich an ein glückliches Vierteljahrhundert mit der leckeren Kartoffel, der er sein Herz und jede Menge Zeit geschenkt hat.

"Aber Kartoffeln sind nicht alles", sagt der Landwirt, dem das Landleben im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt wurde. Er war gerade erst drei Monate alt, als ihm Großvater Gustav Drenker den Hof vererbte. "Er wollte wohl sicher sein, dass ich Gut Meuersmorp mal übernehme", vermutet der Landwirt.

An die Kindheit inmitten von Pferden, Schweinen und Kühen erinnert sich Peter Drenker noch genau. Ab und an wurde beim Kolonialwarenhändler eingekauft, allerdings nur das Nötigste. Butter und Sauerkraut wurde selbst gemacht, das Fleisch landete sofort in der hauseigenen Räucherkammer, und im Keller stand der Trockenofen für Obst. Die Tür zum Kuhstall führte direkt in die Küche, und der letzte Blick vor dem Schlafengehen galt immer den Tieren.

Auch die letzten Pferde Lisa, Ella und Max waren Peter Drenker damals ans Herz gewachsen. "Es waren keine Kaltblüter, aber wir haben sie trotzdem vor den Pflug gespannt", erinnert er sich heute. Zur Leidenschaft seien ihm die Tiere allerdings nie geworden, deshalb hat er die letzten Kühe abgeschafft, als er den Schulabschluss gerade in der Tasche hatte.

Die Arbeit auf dem Feld hat ihm dagegen schon immer gefallen. Nach ersten Liebeleien mit "Greta" und "Hansa" trat dann auch ziemlich schnell besagte "Linda" in sein Leben. Und auch sein erster Trecker MF 35 steht noch in der Scheune.

Als Peter Drenker vor ein paar Wochen damit beginnen wollte, die Jubiläumsparty zum 100-jährigen Hofjubiläum zu planen (siehe Info-Kasten), fielen ihm noch alte Aufzeichnungen in die Hände. "In einer Truhe meiner Mutter, in die ich vorher nie geschaut hatte", gesteht er. Eine wahre Fundgrube, wie sich später herausstellen sollte.

Denn dort lagerten alte Dokumente über den Bau des Hofhauses vor 100 Jahren, den Großvater Gustav Drenker bis ins letzte Detail geplant hatte. Die Fliesen über dem Herd, die Hoftür aus amerikanischem Pitsch-Pin-Holz und die Räucherkammer: Für alles gab es genaue Anweisungen an den damaligen Mettmanner Bauunternehmer Gustav Köster. Und der hat offenbar Wertarbeit abgeliefert, denn dass meiste davon ist bis heute erhalten geblieben.

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