Mettmann: Mit Schafen unter einem Dach

Vor 70 Jahren startete der Bau der Siedlung. „Zurück zur Natur“ hieß damals das Motto – inklusive Nutztierhaltung.

Mettmann. Im Hahnenschrein, In der Lust, Feierabendweg oder Dorfanger. Es sind ungewöhnliche Bezeichnungen, die die Straßen in der Siedlung Kaldenberg tragen. "Die Namen gehen auf alte Flurbezeichnungen zurück", erklärt Friedhelm Fürstenau, dessen Eltern zu den ersten Siedlern am Kaldenberg gehörten.

70 Jahre ist es her, dass im Nordwesten von Mettmann mit dem Bau der Siedlung begonnen wurde. "Zurück zur Natur" hieß damals das Motto. Auf Grundstücken von mindestens 1000 Quadratmetern durften sich die Siedler damals ihre Häuser bauen. "Die hatten oft nur 58 Quadratmeter Wohnfläche", erinnert sich Fürstenau. "Das meiste war Nutzfläche. Denn ein großer Garten und Tierhaltung waren Pflicht und eine Bedingung zum Erwerb eines Grundstücks."

Die Tiere gab es immerhin dazu - selbst anschaffen mussten die Siedler ihr Vieh also nicht. Schafe, Schweine, Hühner - auf dem Kaldenberg gab es nichts, was es nicht gab. Auch die Obstbäume gehörten zur Erstausstattung. "Ein Birnbaum davon ist sogar noch in meinem Garten übrig."

Fürstenaus Vater war einer von drei Siedlern, die ihr Grundstück bar bezahlten. 1700 Reichsmark Eigenkapital waren Pflicht. Ein Quadratmeter Grundstück am Kaldenberg kostete zwei Reichsmark. "Mein Vater hat in einer Gießerei schwer gearbeitet, aber gut verdient. Er hatte einen Stundenlohn von einer Mark." Andere Siedler bekamen einen zinslosen Kredit von ihren jeweiligen Arbeitgebern. "Dafür gab es irgendeine Bestimmung", erinnert sich Friedhelm Fürstenau dunkel.

Er selbst war vier Jahre alt, als die Eltern mit dem Bau des Hauses begannen. "Als kleiner Steppke habe ich mit dem Spielzeugschippchen geholfen", erzählt Fürstenau mit einem Schmunzeln. Er erinnert sich noch gut an die Anfänge. "Die Häuser am Hahnenschrei haben sehr schnell gestanden." Problematisch wurde es mit Beginn des Zweiten Weltkriegs: "Da musste Am Krumbach ein Notprogramm gefahren werden, um die Häuser noch fertig zu bekommen. Darum wurden die Häuser dort als lange Reihe erbaut."

Die Siedler blieben während des Kriegs, doch der Weiterbau der Siedlung stand still. Später entstanden am Finnlandweg mehrere Häuser in skandinavischer Bauweise, die dem Weg ihren Namen gaben. "Die waren eigentlich als Notunterkünfte gedacht", so Fürstenau.

Mit dem Siedlungsbau ging es erst 1946 weiter. Die zweite Siedlergeneration kam. Doch auch die Gebäude, die nach dem Krieg entstanden, wurden nach den ursprünglichen Plänen des Architekten Hans Voss erbaut, der die Siedlung entworfen hatte.

In den 60er Jahren wurden dann einige Gesetze geändert: Endlich durften die Siedler ihre Häuser verändern und die Grundstücke verkleinern: Badezimmer statt Plumpsklo, Wintergarten statt Schweinestall.

Auch suchte die zweite Generation der Siedler Grundstücke zum Bauen. "Bauland war damals knapp", erzählt Friedhelm Fürstenau. Also errichteten die Kinder auf den Grundstücken der Eltern. Auf dem Gelände der Fürstenaus steht daher heute auch das Haus von Friedhelms Schwester. "Das Grundstück teilen wir uns." Nur eine Regel musste beachtet werden: 600 Quadratmeter mussten beim alten Haus bleiben.

Inzwischen lebt in vielen Häusern schon die dritte Generation der Siedler. Viel Veränderung wird es am Kaldenberg aber nicht mehr geben - es ist kein Platz mehr.

Geschichte Am Kaldenberg entwickelten sich zwei Siedlergemeinschaften.

Kaldenberg Alt Diese Gemeinschaft entstand aus den ersten Siedlern aus dem Jahr 1937. Es ist ein loser Zusammenschluss, aber kein Verein.

Siedlergemeinschaft Hierbei handelt es sich um einen Verein, bestehend aus den Siedlern der zweiten Bauphase von 1947. Am 11. Oktober feiert er sein 60-jähriges Bestehen.

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