Mettmann hat ein Reparatur-Café

Schon beim ersten Treffen im Johanneshaus bildeten Kunden eine lange Warteschlange.

Mettmann hat ein Reparatur-Café
Foto: Dietrich Janicki

Mettmann. Jutta Holthöfer steht mit ihrem kaputten Toaster unter dem Arm bei Reparateur-Fachmann Willi Dietz. „Ich bekomme meinen Toaster nicht mehr auf“, erklärt sie ihm. Willi Dietz macht sich sogleich an die Arbeit. Er ist fest entschlossen, ihn wieder zu reparieren.

Zum ersten Mal findet das Reparatur Café im Johanneshaus in Mettmann statt. „Das Reparatur Café gibt es schon in vielen anderen Städten und ist dort auch gut angekommen“, erklärt Veranstalterin und Leiterin des Johanneshauses Annette Droste. „Von nun an soll es jeden ersten Donnerstag im Monat auch hier in Mettmann stattfinden.“ Bürger mit eigenen defekten Gegenständen, von Lampen bis Spielzeug, können hier herkommen und schauen, ob sich ihre Gegenstände reparieren lassen.

Willi Dietz, Helfer

Unter dem Motto „Wegwerfen? Denkste!“ kamen viele Senioren mit ihren Besitztümern, in der Hoffnung, sie repariert zu bekommen.

Die Warteschlange ist lang, denn es gibt nur fünf Männer, die sich ehrenamtlich dazu gemeldet haben, die Gegenstände zu untersuchen und zu reparieren. „Ich hoffe sehr, dass wir bei den nächsten Malen mehr Unterstützung bekommen. Fach- und Sachkenntnisse kann man immer mehr gebrauchen“, sagt Annette Droste. Mit der Zeit hoffe sie auch auf die Entstehung einer „Nachbarschaftsinitiative“, bei der Nachbarn und Bewohner sich gegenseitig helfen und sie nicht mehrkommen müsse. Dieter Risse sitzt in der Warteschlange mit seinem defekten Küchenmotor. Neben ihm liegt ein bereits ausgefüllter Steckbrief zu dem Küchengerät mit einer unterschriebenen Haftungserklärung. Er hat gestern in der Zeitung über das Reparatur Café gelesen — und ist nun in der guten Hoffnung auf Reparatur hergekommen. „Wenn es repariert werden kann, ist es gut, wenn nicht, dann habe ich halt Pech gehabt“, sagt er lachend.

Jutta Holthöfer steht noch beim Fachmann Willi Dietz. Ihr Toaster ist erst drei Jahre alt und wurde nur selten benutzt. „Wenn der Toaster selbst nur 30 Euro gekostet hat, dann lohnt sich keine Reparatur, denn die ist in dem Fall teurer, als den Toaster neu zu kaufen“, erklärt Holthöfer. „Geräte sind heutzutage oft so gebaut, dass sie gar nicht mehr aufgemacht und repariert werden sollen“, bestätigt auch Dietz. Willi Dietz bezeichnet sich selbst als das „Mädchen für alles“ im Johanneshaus: „Von Trennwänden bauen bis zu Wände streichen mache ich hier alles“, sagt er.

An einem anderen Problem sitzt Reiner Häcker. Sein Kassettenrekorder wurde bereits komplett auseinandergenommen, Kabel und Schrauben liegen auf dem Tisch. Auf die Frage, ob ein weiteres Kästchen aufgemacht werden soll, antwortet er mit: „Nur Mut!“ Sein Rekorder ist schon seit 15 Jahren kaputt. „Früher habe ich das Angebot des Reparatur Cafés schon in Erkrath gesehen, aber nach Erkrath ist der Weg zu weit. Da liegt das Johannes-Haus doch wesentlich günstiger für mich!“, erklärt Reiner Häcker. Als er das Angebot in der Zeitung gelesen hat, habe er direkt die Gelegenheit am Schopf ergriffen und sei möglichst früh gekommen, um wenig zu warten.

Jutta Holthöfer steht immer noch bei Willi Dietz. „Wir sind dem Kern noch nicht auf die Spur gekommen“, stellt Dietz fest, „aber wir versuchen es.“ Die beiden schrauben zusammen an dem Toaster herum und man merkt schnell, dass aus den beiden Fremden ein eingespieltes Team geworden ist. „Wenn man gemeinsam mit einem bis dahin unbekannten Nachbarn einen Gegenstand repariert, sieht man diese Person doch mit anderen Augen, wenn man ihr das nächste Mal auf der Straße begegnet“, sagt Annette Droste.

Leider hat die Reparatur bei Jutta Holthöfers Toaster nicht funktioniert, aber das findet sie nicht so schlimm: „Besser man hat es versucht, als dass man das Gerät direkt wegschmeißt und dann denkt, hätte ich doch mal versucht, das Gerät zu reparieren!“

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