Mettmann: Hajo Buch - Ein Heine-Fan mit Kultstatus

Das Heinrich-Heine-Gymnasium feiert 40. Geburtstag – und mit ihm sein ehemaliger Direktor. Am Dienstag liest er in der Aula.

Mettmann. "Ja, ich würde mich auch heute wieder um den Posten des Schulleiters bewerben." Die Worte aus dem Mund von Dr.Hans-Joachim Buch (73), dem Musikwissenschaftler, Theologen, Germanisten und ersten Direktor des Heinrich-Heine-Gymnasiums, kommen im Brustton der Überzeugung. "Und wissen Sie was? Ich bin froh, dass ich in Mettmann wohne und meine ehemalige Schule, mit der ich mich nach wie vor eng verbunden fühle, in der Nähe habe. Ich stehe da nicht ständig auf der Matte. Aber hin und wieder schaue ich doch mal vorbei."

Eine ausdrückliche Aufforderung zum Besuch hat Buch zurzeit auf dem Tisch: die zu den Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der Schule. "Ich freue mich riesig", sagt "Mister HHG", der die Schule vom Tag ihrer Gründung an 29Jahre leitete. "Ich erinnere mich sehr gut an den ersten Schultag", sagt der gebürtige Düsseldorfer. "Es war der 5.August 1969, und wir begannen mit 114 Jungen und Mädchen. Ich weiß auch noch, wer meine Lehrerkollegen waren: Margot Bürger, Mathilde Richartz, Ingeborg Ripke, Marlies Schulz, Peter Arhelger und Gerhard Lang."

Das Konrad-Heresbach-Gymnasium in der Innenstadt war lange Mettmanns einziges Gymnasium - und platzte aus allen Nähten. "Es musste ein zweites her", erinnert sich Buch, der 1969 ein junger Studienrat war und die Chance beim Schopf packte. "Nachdem sich die Amtsvertretung Hubbelrath - es war ja noch die Zeit vor der Kommunalreform - für den Standort in Metzkausen entschieden hatte, ging meine Bewerbung raus." 30 Interessenten gab es, Hajo Buch blieb übrig. "Ich hatte meinen Traumjob", strahlt der 73-Jährige noch heute. "Ich wollte immer Gymnasiallehrer werden. Es lag wohl mit daran, dass ich selbst stets Lehrer hatte, die mir echte Vorbilder waren."

Hajo Buch genießt so etwas wie Kultstatus. Wenn der fünffache Großvater durch Mettmann schlendert, kommt er nicht weit. "Besonders schön ist es, wenn ich ehemaligen Schülern begegne, die heute selber Kinder haben."

1726 Abiturienten verlieh Buch in seinen 29 Dienstjahren bis ’98 das Reifezeugnis - darunter auch bekannte Gesichter. "Ich nenne sie die VIPs", schmunzelt der ehemalige Direx und denkt an die TV-Schauspielerin Sibylle Waury aus der "Lindenstraße", die Radsport-Profis Sven und Lars Teutenberg und deren Schwester Ina-Yoko, die WDR-Redakteure Martin von Mauschwitz und René Alles oder den Maler Peter Raphael Ramirez.

Kult ist Hajo Buch aber auch in einer anderen Szene. Als gebürtiger Düsseldorfer liebt er Deutschlands Dichter und Denker, insbesondere Heinrich Heine. "Heine war romantisch, heiter-ironisch und streitbar-frech - ein wunderbare Kombination, die er in seinen Gedichten, Erzähltexten und Briefen zum Ausdruck bringt." Dieses Faible hat sich herumgesprochen - zumal er der erste Direktor des ersten Heinrich-Heine-Gymnasiums in Deutschland war. Kein Wunder also, dass zum Schuljubiläum eine Heine-Lesung mit Hajo Buch nicht fehlen darf.

Heute reist der Germanist und Philologe durch ganz Deutschland und rezitiert - allerdings nicht nur Heine. Denn vor Jahren schon entdeckte Hans-Joachim Buch sein Herz für Paul Gerhardt (1607-1676), Ludwig Uhland (1787-1862) und Joseph Victor von Scheffel (1826-1886). "Über die habe ich sogar Hörbücher veröffentlicht", erzählt Buch. Erst kürzlich folgte er einer Einladung zur Dichterlesung mit Werken von Scheffel nach Radolfzell an den Bodensee. "Ist doch klasse", sagt Hajo Buch. "Ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich kann meiner Leidenschaft frönen und bin an den schönsten Fleckchen in Deutschland zu Gast."

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