Mettmann: Einstiger KHG-Rebell ist heute ein erfolgreicher Filmproduzent

Uwe Kersken machte vor 40 Jahren am KHG Abitur. Vor 20 Jahren gründete er die Filmproduktionsgesellschaft Gruppe 5. Für die ZDF-Serie „Die Deutschen“ wurde er für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.

Mettmann. Er gehörte zu den wilden 68ern am Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG). Im Religionsunterricht spielte er Skat. Und in einem Schuljahr hat er so oft gefehlt, dass die Chemielehrerin mit seinem Namen nichts anzufangen wusste und bei Kollegen nachfragte: "Wer ist das eigentlich, dieser Kersken?"

Geschadet hat es Uwe Kersken (60) nicht, mit dem Abitur klappte es nach einer Ehrenrunde dann doch noch. Und vor kurzem wurde Kersken als Filmproduzent der ZDF-Serie "Die Deutschen" für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. Dazwischen liegen 40Jahre, über die der Wahl-Kölner vor allem eines sagt: "Ich habe mich früher schon gern vogelfrei gefühlt. Daran hat sich bis heute nichts geändert."

Den Beginn des Daseins als kreativer Kosmopolit datiert er in die Schulzeit zurück. Damals wohnte die Familie in Wuppertal, die Eltern unterhielten mehrere Metzgereien in Wülfrath und Uwe Kersken pendelte zwischen den Städten. "Ich hab’ oft bei meinem Schulfreund Heinz Büns übernachtet. Dessen Eltern hatten einen Landgasthof in Obmettmann", erinnert er sich.

"Wir waren lebendige Menschen", erzählt er von den Hippie-Zeiten am KHG. Als im Mai 1968 der Bundesverteidigungsminister als Abgeordneter des Wahlkreises Mettmann das Gymnasium besuchte, um mit Redakteuren der Schülerzeitung zu diskutierten, versammelte sich die Schülerschaft vor dem Lehrerzimmer zum Sitzstreik und verlangte mitzureden, auch über die hochbrisanten Notstandsgesetze. Kersken: "Wir haben seinen Daimler mit Aufklebern beklebt."

Nach dem Abitur verschlug es den Filmemacher an die Kölner Uni. Er studierte Psychologie. Um den Eltern finanziell nicht auf der Tasche zu liegen, brauchte er einen Job. "Ich hab’ beim WDR angerufen und konnte als Fahrer anfangen." Fortan kutschierte er Kamerateams durch Europa und lernte alles, was man für die Filmemacherei braucht. "Nach dem Studium habe ich trotzdem erstmal als Psychotherapeut gearbeitet. Aber ich wollte nicht immer nur dasitzen und dieselben Geschichten hören", sagt Kersken und lacht.

Weil er sich in der Filmbranche auskannte, wagte er 1985 mit der ersten eigenen Produktion den Einstieg ins Filmgeschäft. Mit Erfolg. Es folgten etliche erfolgreiche Dokumentationen in Kooperation mit deutschen Fernsehsendern. Derzeit dreht er einen Film über Südafrika. "Als Hintergrund zur Fußball-WM." Von der Idee bis zur fertigen Dokumentation vergehen oft Jahre, in denen der Regisseur intensiv in und mit seinen Filmen lebt. "Ich kann mir ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen. Egal, wo ich hingehe: Ich bringe von überall neue Ideen mit", sagt Kersken.

Vor kurzem hat er ein Haus in Arizona gekauft, um dort später mit seiner Frau den Winter zu verbringen. "Dort gibt es auch spannende Geschichten", lässt er durchklingen, dass er auch weiterhin in seinem Leben die Regie führen möchte.

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