Mettmann: Der Kardinal feiert den Mai

Judas Thaddäus: Joachim Kardinal Meisner begeht in Obschwarzbach eine schlesische Maiandacht.

Mettmann. "Alles, was schön ist, geht viel zu schnell zu Ende", hat am Sonntagnachmittag Joachim Kardinal Meisner gesagt, der eine Maiandacht in der Kapelle Judas Thaddäus in Obschwarzbach hielt. Zur 100-Jahr-Feier des Gotteshauses vor drei Jahren hatte er der kleinen katholischen Mettmanner Filialgemeinde versprochen, zu einer schlesischen Maiandacht wieder nach Obschwarzbach zu kommen. Das Versprechen hielt er gestern und gab direkt ein neues: In zwei Jahren will er dort wieder eine schlesische Maiandacht halten.

Die Zeremonie gestern in der liebevoll geschmückten kleinen Kirche gefiel ihm gut. Der Mettmanner Pfarrer und Kreisdechant Markus Bosbach dankte Chor, Gemeinde und dem Gemeindeausschuss für die Arbeit im Vorfeld, um den Empfang für den Kölner Erzbischof würdig zu gestalten.

Joachim Kardinal Meisner (76) wurde im schlesischen Bresslau-Lissa geboren und erlitt mit vielen Landsleuten, die in Obschwarzbach wohnen, den Verlust der Heimat und die Vertreibung. Viele schlesische Katholiken erinnern sich mit Wehmut an die Lieder ihrer Heimat, singen die Marienlieder innig, rufen den Grüssauer Ruf "Mutter Gottes, wir rufen zu Dir". Das war auch gestern nicht anders.

Die Gemeinde versammelte sich fast eine Stunde vor Beginn der Andacht in der Kapelle und betete den "Glorreichen Rosenkranz". Da die Kirche etwa 120Gläubigen Platz bietet, war, wie schon zum Fest 2007, hinter dem Gotteshaus ein Festzelt aufgebaut worden, in das die Maiandacht übertragen wurde.

"Er kommt", hieß es um 14.45Uhr, als die dunkelblaue Limousine mit dem Kennzeichen K-JM 1962 auf den Parkplatz bog. Das rot-weiße Absperrband wurde schnell entfernt, Herbert Klutki, seit 31 Jahren Küster in Obschwarzbach, sah in der Kirche zum letzten Mal nach dem Rechten, Messdiener Rafael Siegert dirigierte die achtköpfige Messdienerschar, die Kirchenglocken läuteten. Die Maiandacht begann.

Dass der Papst das Rücktrittsgesuch von Bischof Mixa angenommen hat, war nicht Thema der schlesischen Maiandacht, doch der Kardinal dankte den Gläubigen, dass sie in der jetzt so schwierigen Zeit für die Kirche mutig zu ihrem Glauben stehen.

Lieder und Gebete lösten sich ab. Der Duft von selbst gebackenem Kuchen und Kaffee strömte schon lange durch den Kirchengarten. Nach dem Sakramentalen Segen folgte das Schlusslied "Segne, Du, Maria" - das Lieblingslied des Kardinals. "Ich habe es heute zum Muttertag auch meiner Mutter gewidmet. Ich habe es auf ihrem Sterbebett zweimal gesungen", sagte der Kardinal.

Caroline Banke (14) erlebte nicht die ganze Andacht. "Wir waren mit der Mutter essen." Die Andacht hat ihr sehr gut gefallen, vor allem die Lieder. Maria statt Madonna? "Kann man so sagen."

Die zweijährige Josephine hat Paffer Winfried Motter wiedergetroffen. Der frühere Kreisdechant und Mettmanner Pfarrer hatte am Freitag bei der Gepa in Wuppertal-Vohwinkel einen Gottesdienst am Arbeitsplatz gehalten und dabei Josephine kennengelernt. Das Halleluja kann sie jetzt schon singen.

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