Mettmann: Das Alter spielt (k)eine Rolle

Jubiläum: Die St. Sebastianus-Schützen feiern in diesem Jahr ihr 575-jähriges Bestehen – oder sind sie eigentlich noch viel älter?

Mettmann. Die St. Sebastianus Schützenbruderschaft feiert in diesem Jahr ihr 575-jähriges Bestehen. Samstag gehen die Festivitäten der Bruderschaft schon los mit einer Heiligen Messe um 9.45 Uhr in St.Lambertus. Danach laden die Schützen ab 11 Uhr zu einer Matinée ins Kaplan-Flintrop-Haus an der Lutterbecker Straße ein.

Schützenbruder Hans Karl Görsch, der sich mit der Geschichte der Sebastianer in Mettmann intensiv beschäftigt hat, geht davon aus, dass die Bruderschaft schon vor der ersten urkundlichen Erwähnung von 1435 existiert hat.

Vor neun Jahren hatte die Schützenbruderschaft auf der Generalversammlung einstimmig beschlossen, das Gründungsdatum 1103 auf das urkundlich bewiesene Datum von 1435 zu korrigieren.

Dabei wurden schon im Jahre 1950, kurz nach der Eintragung der St. Sebastianus Schützenbruderschaft ins Vereinsregister, erste Bedenken von Schützenhistorikern laut, die das Gründungsdatum in Frage stellten. Was die Schützen aber nicht davon abhielt, 1953 ihr 850-jähriges Bestehen zu feiern. Später hat auch der Mettmanner Heimatforscher Dr.Karl Klockenhoff auf die Fehldeutung hingewiesen. Trotzdem feierten die Schützen 1978 ihren 875. Geburtstag.

23 Jahre später beschloss die Schützenfamilie, die Bruderschaft per Handzeichen um 332 Jahre zu verjüngen. Auf dem Schützensilber war eine eingestanzte Jahreszahl falsch gedeutet worden. Zwei Jahre vor dem 900-jährigen Bestehen der St. Sebastianus Schützenbruderschaft sei es höchste Zeit geworden, die Mitglieder über den Irrtum von 1950 aufzuklären schreibt Hans Karl Görsch in seiner "Historischen Geschichte der St. Sebastianus Bruderschaft Mettmann". Seitdem führen die Schützen das Datum 1435 in ihrem Vereinsnamen.

Die Eintragung ins Vereinsregister 1950 war notwendig, weil die Nationalsozialisten 1936 ein Verbot der Erzbruderschaften des Heiligen Sebastianus erließen. Die Mettmanner Bruderschaft lehnte einen Anschluss an den Bürger-Schützen-Verein ab, "da sie als kirchlicher Verein weiter bestehen bleiben wollte", schreibt Hans Karl Görsch. Am 21. Februar 1938 traf sich die Mitgliederschaft zur letzten Versammlung. Fahnen, Protokollbücher, die silberne Tageskette von 1870 und andere Dinge wurden versteckt.

1948 setzten sich der Kölner Kardinal Frings und Konrad Adenauer als Präsident des Parlamentarischen Rats für die Wiederzulassung der historischen Schützenbruderschaften ein. Sie wiesen darauf hin, dass es sich bei den Bruderschaften nicht um paramilitärische Gruppierungen gehandelt hatte.

So wurden die historischen Schützen als erste Vereinigung nach dem Zweiten Weltkrieg durch die englischen und amerikanischen Besatzer zugelassen.

Der damalige Ehrenvorsitzende der Bruderschaft, Bäckermeister Peter Connette, hatte schon 1947 mit der Arbeit zur Neugründung begonnen. Vom 26. bis 29. Juni 1948, eine Woche nach der Währungsreform, feierte die Bruderschaft ihr erstes Schützenfest nach dem Krieg.

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