Mettmann: Abschied vom Gericht nach 25 Jahren

Abschied Norbert Braun, der Direktor des Amtsgerichts, hatte seinen letzten Arbeitstag.

Mettmann. "Leute zu verknacken, das war mir viel zu langweilig." Deshalb stand für Richter Norbert Braun schon am Anfang seiner beruflichen Laufbahn fest, dass er als Familienrichter arbeiten wollte. "Das ganze Strafrecht hat mich nie interessiert." Nach 35 Jahren hat sich der Direktor des Mettmanner Amtsgerichts in dieser Woche in den Urlaub verabschiedet. Resturlaub. Drei Wochen Rom und ein paar Tage zu Hause - dann geht Braun, der am 1.Februar 65 Jahre alt wird, in den Ruhestand. Und er freut sich auf "das Leben nach der Justiz".

Am Ende seines Berufslebens ist er nur darüber traurig, dass er nicht schon früher "in einem so schönen Mettmanner Gericht" arbeiten konnte. Als Braun vor zehn Jahren vom Stellvertreter zum Direktor des Amtsgerichts ernannt wurde, hat er sofort Eingaben im Justizministerium gemacht, dass das Gericht dringend saniert werden müsse. "Im Keller schimmelten die Akten." Eine Sanierung war dem Land zu aufwändig, deshalb wurde die alte Pestalozzischule abgerissen. An der Gartenstraße entstand ein würfelförmiger, moderner Neubau, der allen Anforderungen der modernen Justiz gerecht wurde. "Mir hat Mettmann das neue Gericht zu verdanken", sagt Braun selbstbewusst mit dem Wissen, dass es nicht nur Befürworter des Neubaus gab. Die Einrichtungen der Sitzungssäle und Büros tragen Brauns Handschrift. "Alles ist hell und freundlich. Das schwächt die Emotionen", sagt der Richter.

Die Bau- und Beschwerdekammer des Düsseldorfer Landgerichts war 1974 Brauns erste Berufsstation als Richter. Ein Jahr später wechselte er ans Amtsgericht Düsseldorf. "Hier bleibst du, das ist es. Als Einzelkämpfer konnte man sich seine Zeit selbst einteilen. Das hat mir gefallen." Nach einem Abstecher ins Justizministerium und zwei Jahren als Familienrichter am Amtsgericht Düsseldorf wechselte Braun im Jahre 1987 als stellvertretender Direktor ins Mettmanner Amtsgericht.

Als Richter und Verwaltungsmann war Braun auch nach seiner Ernennung zum Direktor tätig. Zudem war er Landwirtschaftsrichter, musste seit 1999 bei Streitigkeiten um Pacht- und Hofübergaben Recht sprechen. "Sehr speziell, aber interessant." "Ich war der einzige Landwirtschaftsrichter zwischen Düsseldorf, Wuppertal und Remscheid. Der nächste sitzt in Köln."

Wie viele Fälle er verhandelt hat, weiß er nicht. Braun: "Ach, das waren Tausende allein als Familienrichter." Vor ihm haben sich viele tragische Geschichten abgespielt. Für Braun waren immer die Fälle tragisch, bei denen sich die Eltern um die Kinder stritten.

"Eigentlich müssten die Eltern eines Kindes wissen, was für das Kind am besten ist." Doch oft genug musste Braun die Entscheidung fällen. In einem Fall, erinnert er sich , haben "die Eltern drei Jahre lang um ihre zwei kleinen Kinder gestritten". In einem anderen Fall musste er alle acht Kinder einer Familie in ein Heim einweisen lassen. "Das war ein ganz krasser Fall."

"Ich habe keinen Tag als Richter bereut", sagt Braun an seinem letzten Arbeitstag. Doch mit der Juristerei hat er nun endgültig abgeschlossen. "Es gibt Kollegen, die dann noch als Rechstanwalt weiterarbeiten. Das werde ich aber nicht machen." Er freut sich darauf , mehr Zeit fürs Reisen und Lesen zu haben.

In Mettmann wird Braun immer wieder mal vorbeischauen. Denn der leidenschaftliche Mountainbiker, der in Düsseldorf lebt, fährt gerne durchs Neandertal. Dort gehe ich auch öfter spazieren." Eine andere große Leidenschaft Brauns ist Italien. Die römische Geschichte, die Renaissance, die italienische Kunstgeschichte und die Geschichte der Päpste hat er mit großer Begeisterung studiert. Vor Jahren hat er an der VHS Italienisch gelernt. "Inzwischen kann ich es gut verstehen und lesen."

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