Metallzulieferer Weyermann ist in der Krise

Der Metallzulieferer hat vorläufige Insolvenz angemeldet. Aber die Geschäftsführung bleibt erst mal im Amt.

Mettmann. Dunkle Wolken hängen über der Firma Weyermann: Am vergangenen Montag hat der Metallzulieferer vorläufige Insolvenz am Amtsgericht Wuppertal angemeldet. Das Unternehmen verfügte trotz eines Jahresumsatzes von zuletzt 14 Millionen Euro nicht mehr über die nötige Liquidität, um die Zahlungsfähigkeit und damit den Betrieb aufrecht zu erhalten. 110 Mitarbeiter erhalten zunächst bis Oktober vorgezogenes Insolvenzgeld.

Das Verfahren wird auf einem neuen Weg abgewickelt: Rechtsanwalt Holger Rohde aus Wuppertal übernimmt nicht wie bisher üblich die Geschäftsführung, sondern steht der Unternehmensleitung als Kontrolleur zur Seite. Damit kann das Unternehmen auch im Insolvenzeröffnungsverfahren in Eigenverwaltung bleiben. Eine Neuerung in der Insolvenzordnung macht das seit 1. März möglich.

Rohde ist „vorläufiger Sachwalter“. De facto heißt das, dass er Zahlungsverkehr und Geschäftsführung von Weyermann kontrolliert. Zeigen sich die Bemühungen der Firmenleitung erfolgreich und entsprechen der Insolvenzordnung, muss Rohde nicht einschreiten. Handelt die Geschäftsführung hingegen in seinen Augen unsachgemäß, reicht eine Meldung des Sachwalters beim Amtsgericht, um die Kontrolle über den Metallbauer zu übernehmen.

„Wichtig ist, dass die Lieferanten weiterhin motiviert sind und die Kunden der Firma Weyermann die Stange halten“, sagt Rohde im Gespräch mit der WZ. Unter anderem deshalb sei es möglich gewesen, die Geschäftsführung „im Amt“ zu lassen.

Rohde prüft derzeit, wie die Firma in finanzielle Schieflage geriet. Bislang nennt er als Gründe für den Absturz unter anderem „Verbindlichkeiten“ und „Investitionsrückstau“ — sprich, der vorhandene Maschinenpark sei nicht rechtzeitig erneuert worden, um „durchaus vorhandene“ Zusatzaufträge ausführen zu können.

Das bestätigt Geschäftsführer Wolfgang Blase, der seinen Dienst vor fast einem Jahr angetreten hatte, um das Familienunternehmen zu retten: „Es ist seit zwölf Jahren nicht mehr in die technische Ausstattung investiert worden“, sagt Blase — und weiter: „Weyermann befand sich bereits seit Ende 2010 in Schwierigkeiten“.

Erstes Ziel sei es, den Betrieb aufrechterhalten zu können: „Das ist nur möglich, weil wir eine starke Kundenbasis haben und die Abnehmer auf unsere Produkte angewiesen sind.“

Zu konkreten Maßnahmen äußerte sich Blase noch nicht. Aber: Innerhalb von acht Wochen will er dem Gläubigerausschuss einen Insolvenzplan vorlegen. Bis dahin stellt auch Sachwalter Rohde seinen Bericht zusammen. Danach entscheidet das Amtsgericht Wuppertal, ob das Unternehmen ab 1. Oktober in die Insolvenz geht.

Auch wenn Sachwalter Rohde darauf hinweist, dass zumindest bis Oktober „business as usual“ für die Mitarbeiter herrsche, berichtet Michele Dattaro, Geschäftsführer der IG Metall, von gedrückter Stimmung. „Verunsicherung und Angst vor der Arbeitslosigkeit“ habe Dattaro ausgemacht. Es sei aber wichtig, dass es normal weiter laufe, damit die Kunden dabei blieben.

„Uns ist aber auch klar, dass in den kommenden drei bis vier Wochen ein Erfolg versprechendes Konzept vonseiten der Geschäftsführung her muss“, fordert Dattaro, der darauf hinweist, dass die Geschäftsführung der Gewerkschaft Transparenz zugesagt habe. Dattaro sieht die bestehende Eigenverantwortlichkeit zudem als Chance.

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