Karneval in Erkrath: Je bunter, desto besser

Zwischen Gerberplatz und Bahnstraße regierte das bunt kostümierte Narrenvolk von Prinz Georg I. und Prinzessin Judith I.

Erkrath. Laut, bunt und fröhlich - der Karnevalsumzug am Samstagnachmittag sorgte für Höhepunkte bei Stimmung und Garderobe der Erkrather. Pünktlich um 14.11 Uhr setzte sich der erste Wagen am Gerberplatz in Bewegung, um unter Musik von Trompeten, Trommeln oder aus leistungsstarken Lautsprechern die Jecken am Straßenrand mit Kamelle zu versorgen. Hin und wieder waren dort auch dezente Kostümierungen zu sehen.

Den meisten jedoch konnte es nicht bunt genug sein: "Ein paar Hasenohren reichen nicht. Je bunter, desto besser. Karneval ist schließlich nur einmal im Jahr, da muss man richtig die Sau rauslassen", meinte Anne Ludwig, die ihr Indianerkostüm mit tropischen Blumenketten und neongrünen Kniestrümpfen aufgewertet und auch nicht vor Labrador Jacky halt gemacht hatte: Mit Krawatte und Ringelshirt fügte sich die Hündin optisch in das bunte Bild ein.

Heide Mälzer und Gertrud Weiß hatten ebenfalls tief in die Kostümkiste gegriffen: Die Seniorinnen hatten sich zum ausgelassenen Feiern als Piratenbraut und orientalische Prinzessin verkleidet. Neben grellen Hippie-Outfits durften die obligatorischen Clowns, Feen und Teufel nicht fehlen - von Letzteren marschierte mit SPD-Mann Detlef Ehlert und seinen Genossen gleich eine ganze Horde im Zug mit und verteilte gemeinsam mit dem als Himmelsboten verkleideten Landtagskandidaten Matthias Engel Popcorn.

Das gab es auch von CDU und FDP, die "frischen Wind im Rathaus" versprachen. Die Erkrather Feuerwehr rechnete mit ihnen allen ab: "Damals so wie heute: Raubritter beklauen die Leute", warfen sie per Motto auf dem Wagen CDU, FDP und SPD vor. Nicht nur Süßes zum Knabbern, sondern auch etwas zum Kuscheln warf die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft und sicherte sich mit kleinen Stofftieren besonders bei den jüngsten Besuchern Sympathien. Auch die Ercroder Jonges, die Letzten Hänger, die St. Sebastianus Bruderschaft und das Unterbacher Prinzenpaar Georg I. und Judith I. machten sich auf den Weg bis zum Finale an der Bahnstraße.

Neben Unmengen an Süßwaren und guter Laune hatten viele Wagen auch ernste Botschaften im Gepäck, so zum Beispiel die IG Erkrath, auf deren Wagen ein Neandertaler Rind gegen die Bayer’sche CO-Pipeline kämpfte. Dem SSV Erkrath, der kleine rotweiße Bälle warf, folgte das größte Fußvolk unter dem Motto "Bei uns spielt Rechts keine Rolle - Fußball verbindet"; auf dem Wagen der SG Kreuzeck prangte die Botschaft "Wer den Rasen hat gestohlen, kann jetzt auch die Asche holen".

Besondere Kreativität zeichnete die letzte Gruppe des Zuges aus: "Neandertaler" Willi Schäfer nimmt mit seiner fünfköpfigen Familie nicht nur regelmäßig am Erkrather, sondern auch am Mettmanner Zug teil. Komplett mit Fellen von Hirsch, Fuchs und Ziege bekleidet, hat Schäfer keine Minustemperaturen zu fürchten. "Im Gegenteil, es ist ganz schön warm darunter", sagt er lachend und schwingt seinen Speer, auf den ein Fuchs aufgespießt ist. Bereits seit acht Jahren sind die Tierfelle seine Begleitung an den jecken Tagen. "Zwei bis drei Stunden dauert es, bis ich das alles angezogen habe", erzählt der Erkrather. Die Mühe lohnt sich: Staunende Blicke der feiernden Menge sind ihm sicher.

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