Jürgen Mank hat Musik im Herzen

Vor 17 Jahren wurde der Lehrer des KHG pensioniert. Er fesselte Generationen von Schülern.

Jürgen Mank hat Musik im Herzen
Foto: Mikko Schümmelfeder

Mettmann. Noch heute sitzt Jürgen Mank gerne am Klavier. Und wie er seine Finger über die Tasten seines Steinways gleiten lässt: Man könnte dahinschmelzen. Wer mit ihm als Schüler die Geheimnisse der Musik entdecken durfte, lernte vieles andere gleich mit.

Vor allem wohl, dass es gut ist, etwas aus innerster Überzeugung heraus zu tun. Seine Leidenschaft für alles, was sich in Noten lesen lässt, war damals legendär. Damals — das ist nach seiner Pensionierung vor 17 Jahren schon lange her. Hört man ihm zu, so ist man mittendrin in einem Lehrerleben, in dem es mehr gab als nur Schulstoff. „Als ich als Referendar am KHG anfing, stieg der Schulleiter auf die Mülleimer, um eine Rede zu halten“, erinnert sich Jürgen Mank an die Hippiezeiten. Er selbst war immer schon ein politischer Mensch, aus seiner Haltung hat er nie einen Hehl gemacht. Während des Golfkriegs stand er gemeinsam mit Schülern in Protestkreisen auf dem Schulhof. Noch immer engagiert er sich ehrenamtlich für Flüchtlinge. Französisch lernen konnte man bei ihm auch.

Immer wieder jedoch war es die Musik, die ihn in ihrem Bann zog. Und mit der er seine Schüler fesselte, die auch am Nachmittag in Schülerbands oder in der Musikschule weiter übten. Klavierabende, Adventssingen oder Rockkonzerte in der Schulaula: Wer bei so etwas niemals fehlte, war Jürgen Mank.

Immer wieder reiste er mit dem Jugendorchester nach Laval. Und wenn er so erzählt von früher, als er selbst noch im Musikraum seine Notenbücher aufschlug — da kommt Wehmut auf. „Man lernt eben irgendwann, wie der Viervierteltakt geht und dann macht man es so“, spricht er schmunzelnd über das, was üblicherweise unter Musik verstanden wird. Aber zwischen den Noten gebe es eben noch viel mehr. Musik sei etwas, das man lebe — so sieht es jedenfalls Jürgen Mank.

Und was er noch sieht, ist ein bürokratisiertes Schulsystem, das ihm fremd geworden ist. Das habe schon vor Jahrzehnten mit der Oberstufenreform angefangen, als plötzlich ein Punktesystem eingeführt wurde. Zweimal im Jahr habe man für jeden Schüler eine Note in irgendeine Liste eintragen müssen — und die wiederum sei im Archiv verschwunden. Mittlerweile werde man als Lehrer mit Bürokratie überfrachtet, während die Schüler auf dem Handy herumtippen. Früher habe er kritische Situationen im Klassenzimmer noch so gelöst: „Da wollten ein paar Jungs unbedingt Kartenspielen. Ich habe ihnen angedroht, von innen abzuschließen und zu singen.“ Wer sowas heute tut, muss damit rechnen, sich mit aufgebrachten Eltern auseinandersetzen zu müssen.

Derweilen lässt Jürgen Mank seine Finger wieder übers Klavier gleiten. Bach, Mozart und Chopin gehören noch immer zu seinen musikalischen Wegbegleitern. So wie die Vögel im Garten, deren vielstimmige Gesänge er liebt. „Da ist jede Strophe anders“, sagt er. Das Fenster aufmachen und zuhören: Das ist Musik in seinen Ohren.

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