Johannes-Rau-Eiche ist umgezogen

Die Johannes-Rau-Eiche ist am Montag mit einem Spezialfahrzeug verpflanzt worden. In nur einer Stunde war alles erledigt.

Mettmann. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, sagt ein Sprichwort. Aber 30 Jahre sind für eine Eiche noch kein Alter. So alt ist die Rau-Eiche, die am Montag umgepflanzt worden ist. Mit einem Spezialfahrzeug wurde der Baum an der Ecke Breite Straße/Am Königshof ausgegraben und rund 100 Meter weiter oberhalb der Straße neben dem Mehrgenerationenhaus eingepflanzt.

Ihrem Namensgeber, dem ehemaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau, verdankt es die Eiche wohl, dass ihr nicht das gleiche Schicksal wie der rund 200 Jahre alte Blutbuche, die vor vier Jahren für das Bauvorhaben Königshof-Karree des Mettmanner Bauvereins gefällt wurde, beschieden war.

Eigentlich sollte der Baum dort, wo ihn Landesvater Rau vor 30 Jahren selbst eingepflanzt hatte, stehen bleiben. Weil aber für das Neubauprojekt viele Versorgungsleitungen an der Ecke Breite Straße/Am Königshof verlegt werden müssen, konnte die Eiche nicht an ihrem angestammten Platz bleiben und musste wie die Straßenbahn versetzt werden. Diese Aktion kostet dem Bauverein immerhin 20 000 Euro.

„Eigentlich ist die Eiche ein Sensibelchen“, sagt Bernd Küster. Der Bayer ist Baumexperte und Mitarbeiter der Opitz GmbH Co. KG, die sich auf Großbaumverpflanzungen europaweit spezialisiert hat. Doch die Rau-Eiche, versichert Küster, sei in einem so guten Zustand, dass sie den Standortwechsel gut verkraften und keinen Pflanzschock erleiden werde. Im Mai 2011 hatte Küster mit seinem Team die ersten Vorarbeiten durchgeführt, Wurzeln gekappt und um die Eiche herum einen ein Meter tiefen Graben ausgehoben, in den ein spezielles Substrat als Lebenselixier für den Baum gekippt wurde.

Zwar hat der Baum fürs erste alles gut überstanden, muss aber auch in den nächsten drei Jahren gut umhegt und gepflegt werden. Mit dieser Aufgabe hat der Bauverein das Mettmanner Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen Wolf & Jäger beauftragt. Firmenchef Klaus Jäger: „Um so einen großen Baum haben wir uns noch nie gekümmert.“

Mit einer kleinen Mannschaft und einem riesigen Tatra-Lastwagen, der ursprünglich einmal als Armee-Transporter für große Raketen entwickelt wurde, waren die Bayern aus Heideck bei Nürnberg nach Mettmann gekommen, um die Eiche umzupflanzen. Innerhalb einer Stunde hatten die Fachleute den rund zwölf Meter hohen Baum aus- und wieder eingegraben.

Ein riesiger, auf dem Lkw montierter Rundspaten mit einem Durchmesser von drei Metern grub sich rund um den Stamm ins Erdreich und hob den Baum vorsichtig mit dem Wurzelballen aus der Erde hoch in die Luft. Aufrecht stehend wurde die stattliche Eiche so rund 100 Meter zum neuen Standort gefahren — ganz langsam und vorsichtig.

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