Immer mehr Ackerflächen verschwinden für Neubauten

Wird in der Natur gebaut, müssen Ausgleichsflächen geschaffen werden. Dafür wollte der Rat ein sogenanntes Ökopunkte-Konto einführen. Die Verwaltung hält das nicht für nötig.

Mettmann. Soll im Rathaus zukünftig ein „Ökopunkte-Konto“ geführt werden? Eigentlich ist diese Frage seit vergangenem Sommer entschieden. Die CDU hatte einen entsprechenden Antrag gestellt, der Rat stimmte zu, und die Verwaltung sollte es umsetzen. Doch es regte sich Widerstand, was dazu geführt hat, dass das Thema im Planungsausschuss nach der Sommerpause noch einmal auf die Tagesordnung kommen soll.

„Wir sehen dafür keine Notwendigkeit“, sagt Ralf Bierbaum. Der Leiter des Planungsamtes sagt: „Wenn wir als Stadt Flächen als Gewerbefläche oder für Wohnbebauung ausweisen, muss der Eingriff in bislang unbebautes Gebiet durch Ausgleichsflächen kompensiert werden.“

Im Klartext heißt das, für jeden Quadratmeter Bauland muss woanders ein Baum gepflanzt, eine Wiese begrünt oder ein Fluss freigelegt werden. Was genau gemacht werden kann und soll, wird in Absprache mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann festgelegt.

„An uns führt kein Weg vorbei“, stellt Norman Kühn klar. Er ist beim Kreis für die Ökopunkte-Konten der Städte zuständig und überwacht die Umsetzung sogenannten genannten Kompensationsmaßnahmen. „Das klappt in Mettmann mit dem bestehenden Flächenpool ganz gut“, lobt er die Zusammenarbeit mit der Stadt.

Warum also etwas an der bisherigen Praxis ändern? Die Frage ist schnell beantwortet: Wo viel gebaut wird, muss viel Ausgleichsfläche erworben werden. Und das führt bei Mettmanner Landwirten, die häufig ihren Acker nur gepachtet haben, zur Verunsicherung. Denn meist sind es Ackerflächen, die als Ausgleichsflächen herhalten müssen. Und wenn sich Stadt und Eigentümer über den Preis einig werden, hat der Pächter das Nachsehen und ein paar Hektar Wirtschaftsfläche verloren.

„Das ist ein Problem“, sagt Landwirt Johannes Kircher. In NRW würden jeden Tag, auch samstags und sonntags, 17 bis 18 Hektar Ackerfläche verschwinden. Kircher: „Manche Kollegen bangen um ihre Existenz.“ In Mettmann kennt er aber keinen Fall.

„In der Vergangenheit war kein großer Zukauf von Kompensationsflächen nötig. Wir haben die Ausgleichsmaßnahmen meist dort durchgeführt, wo auch gebaut wurde“, sagt Bierbaum. So wurde in Mettmann-West ein Schutzstreifen am Rande des Laubachtals ökologisch aufgewertet.

Grundstückszukäufe seien bei Baumaßnahmen bisher nur in begrenztem Umfang nötig. Und wenn doch, so habe es sich um Flächen gehandelt, die nicht bewirtschaftet wurden. Bierbaum: „Wenn ein ortsnaher Ausgleich nicht möglich ist, hat die Stadt einen Flächenpool.“

Auch bei einem Ökopunkte-Konto würde man nicht ohne Flächenzukauf auskommen. „Irgendwo müssen die Maßnahmen umgesetzt werden. Die Möglichkeiten, das ohne zusätzliche Flächen zu tun, sind begrenzt“, glaubt Norman Kühn. Zudem man durch die Einführung des Ökopunkte-Kontos mit erheblichem personellem und finanziellem Aufwand gerechnet werden. „Dass können wir nicht nebenher stemmen“, sagt Bierbaum.

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