Hundeerziehung braucht Vertrauen

Vertrauen und Konsequenz sind die beiden Zauberworte in der Hundeschule Dream-Team. Beim Tag der offenen Tür zeigen Trainer, wie Hund und Mensch ein Team werden.

Hundeerziehung braucht Vertrauen
Foto: Stephan Köhlen

Mettmann. Wenn der Hund die Schuhe zerfetzt, das Alleinsein nicht erträgt und stundenlang heult oder beim Spaziergang seinen Halter an der Leine durch den Wald zerrt, dann ist er in den Augen seiner Besitzer häufig ein Fall für die Hundeschule. Für das Team von Dream-Team steht dagegen fest: Nicht der Hund muss nachsitzen, sondern der Mensch.

Balou ist wirklich emsig, die junge Pudelhündin zeigt vollen Einsatz im aufgebauten Parcours auf dem Gelände der mobilen Hundeschule Dream-Team — trotz hochsommerlicher Temperaturen. „Sport ohne Worte“ heißt das Training, bei dem die Hunde nur durch Signale, Augenkontakt und Körpersprache Anweisungen ausführen sollen, etwa über eine Wippe laufen, durch einen Tunnel gehen oder balancieren. Bislang hat Balou alles mit Bravour gemeistert, aber dann kommt dieser verflixte Gummireifen. Statt, wie mit Handzeichen gewünscht, hindurchzuspringen, duckt sie sich darunter her, hopst drüber oder geht seitlich vorbei — schwanzwedelnd, voller Tatendrang. Die zahlreichen Zuschauer beim Tag der offenen Tür lachen und belohnen die Hunde später mit großem Applaus.

„Bei der Übung geht es maßgeblich darum, nicht wie bei dem normalen Parcourstraining den Hund die Nutzung der Geräte auswendig lernen zu lassen und dann abzurufen, sondern hier dreht sich alles um die Interaktion. Der Hund soll lernen, permanent auf seinen Menschen zu achten und so zu erkennen, was genau dieser gerade ganz individuell von ihm möchte“, erklärt Anke Krüger, eine der beiden Trainerinnen von Dream-Team, den Beobachtern über das Mikro.

Anke Krüger, Hundetrainerin

Die sind großenteils bereits Kunden der Hundeschule, viele haben ihre Hunde mitgebracht, so wie auch Petra Holstein, die sich ein schattiges Plätzchen auf dem Gelände gesucht hat. Ihre Greyhoundhündin Janie liegt ihr zu Füßen und döst auf dem Rasen. „Sie ist jetzt schon älter“, erzählt Holstein und trinkt ein Schluck Wasser, „daher habe ich hier mit dem Mobilitykurs begonnen, eine Hundesportart, die für alle Hunde ist, die zu alt, zu schwer oder zu groß für dynamische Trainingsarten sind. Ich merke, dass das Janie richtig guttut und sie auch Freude daran zeigt.“ Im Vordergrund, als zwingend notwendige Basis für jede Veränderung und Weiterentwicklung, steht für die Dream-Team-Coaches grundsätzlich eins: Die intakte Mensch-Hund-Beziehung. „Ohne Vertrauen und ohne Konsequenz funktioniert die Zusammenarbeit nicht gut“, weiß Anke Krüger aus ihrer jahrzehntelangen Arbeit als Hundetrainerin. „Wenn ein Hund Fehlverhalten zeigt, liegt es oft an seiner Unsicherheit. Der Besitzer muss also daran arbeiten, dem Hund das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, nicht der Hund muss verändert werden. „Daher“, so sagt es die Expertin ganz klar, gäbe es auch Problemfälle, denen sie oder ihre Kollegin Heid Deneke klar eine Absage erteilen müssten: „Wenn es zum Beispiel um einen Hund geht, der mehrere Menschen totgebissen hat, so wie erst unlängst in Hannover, dann halte ich es für fahrlässig zu glauben, man könne ihn therapieren. Dazu weiß man viel zu wenig über die Ursachen für seine Aggressionen.“

Pudel Balou erholt sich mittlerweile von den aufregenden sportlichen Aktivitäten, liegt schlafend auf einem kühlen Platz, ähnlich wie die anderen Hunde. Besucher essen genüsslich ihren Kuchen oder trinken entspannt ein Kaltgetränk. „Genau darum geht es uns“, sagt Anke Krüger lächelnd, während sie das Geschehen beobachtet, „um Entschleunigung. Wir sind alle fast nur noch gestresst und das ist so ungefähr die schlechteste Basis für den richtigen Umgang mit Hunden. Wir achten auf Ruhe und Gelassenheit.“

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