Hochdahl: Windhunde - Orpheus, Iphigenie und die wilde Jagd nach dem Fellknäuel

Auf der Rennbahn in Hochdahl werden die schnellen Tiere von der Leine gelassen.

Hochdahl. Orpheus und Iphigenie sind kaum zu bändigen. Mit seinen dreieinhalb Jahren ist Orpheus schon ein Routinier. Aber auch die 20 Monate alte Iphigenie weiß, worum es geht.

Die beiden afghanischen Windhunde werden losgelassen. Wie von einem Katapult abgeschossen, stürmen sie los, der Wind zerzaust ihr langes, seidiges Fell. Das Objekt der Begierde rast vor ihnen davon: ein Fellknäuel, der "Hase", der mit rund 60 km/h über die Rennbahn gezogen wird. Etwa 500 Meter weit verfolgen die Hunde ihre Beute, dann wird der Hase langsamer. Die Hunde stürzen sich auf den Lappen.

"Bei einem Rennen müssen die Hunde einen Maulkorb tragen, sonst verletzen sie sich gegenseitig", erklärt Oliver Höflich. Er ist der Besitzer der beiden Hunde und zweiter Vorsitzender des Windhund-Rennvereines Duisburg/Hochdahl, der auf der Anlage an der Celsiusstraße in der Willbeck trainiert.

Neben Orpheus und Iphigenie leben fünf weitere Afghanen und ein Windspiel im Hause des Malers und Bildhauers. "Dafür ist viel Platz nötig", räumt Höflich ein.

Bei den sonntäglichen Treffen auf dem Hochdahler Gelände kommen neben Afghanen und Windspielen viele andere Rassen zusammen. "Wir haben hier Whippets und Podencos. Die schnellsten sind die Greyhounds mit bis zu 80 km/h. Sloughis sind eher Langstreckenläufer, sie kommen auf 60 km/h", plaudert Rennleiter Thomas Braselmann aus dem Nähkästchen.

Die Vereinsmitglieder kommen weniger mit sportlichen Ambitionen zum Training. "Das ist reines Hobby", sagt Oliver Höflich. "Die Windhunde müssen bei Spaziergängen an der Leine bleiben, weil sie selbstständig jagen", erklärt Iris Karczewski. "Nur neben dem Fahrrad herlaufen, genügt diesen Hunden aber nicht. Beim Training können sie richtig rennen. Das ist nötig für eine artgerechte Haltung."

Karczewski hat besonders die Sloughis ins Herz geschlossen - sie züchtet diese Rasse. "Windhunde werden schon seit Jahrtausenden gezüchtet; sie gehören zu den ältesten Hunderassen", erzählt sie stolz.

Heute geht die sechsjährige Sina an den Start. Die Hündin wurde aus Marokko importiert. "Dort wurde mit ihr gejagt. Es war schwer, sie davon zu überzeugen, dass es jetzt nur noch das Training auf der Bahn gibt", sagt Karczewski. Sina scheint sich daran gewöhnt zu haben - sie rennt dem Fellbündel hinterher.

Dennoch: "Die Hunde erkennen sehr wohl den Unterschied zwischen dem Lappen und einem echten Tier", sagt die Züchterin. "Bei einem Training ist einmal ein Hase über die Bahn gelaufen - die Hunde sind direkt abgebogen."

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