Hochdahl: Stadtgeschichte - Die schöne Seite

Vor rund 1000 Jahren wurde Gut Schlickum erstmals erwähnt. Heute ist es ein Wohnensemble voller idyllischem Charme.

Hochdahl. Wer an Hochdahl denkt, sieht vor dem inneren Auge oft erst Hochhäuser, graue Fassaden, lieblose Wohnblöcke. Doch Hochdahl verfügt über versteckte Ecken, deren Atmosphäre den Betrachter zu sehnsüchtigem Staunen hinreißt.

Wer den Schlickumer Weg entlang geht, stößt auf ein Kleinod, das seinesgleichen sucht: Gut Schlickum. Unterbrochen durch einen schmalen Durchgang zur Straße, eröffnet sich ein geräumiger Viereckhof mit Hausfassaden wie aus dem Bilderbuch.

Fensterläden, Bänke vor den Türen und liebevoll bepflanzte Blumenkästen verleihen ländlichen Charme. Offene Haustüren und gemütliche Sitzplätze unter Bäumen im idyllischen Innenhof zeigen: Hier wird nicht anonym aneinander vorbeigelebt, sondern miteinander Nachbarschaft gelebt - die Bewohner der 24Wohneinheiten haben sogar eine eigene Internetseite eingerichtet.

Gut Schlickum steht zwar nicht unter Denkmalschutz. "Dafür sind zu wenige Bauteile im Original erhalten", erklärt die Erkrather Heimatforscherin Hanna Eggerath. Trotzdem: Der Hof war der erste im heutigen Hochdahl.

Zum ersten Mal wird Schlickum in einem Verzeichnis des Klosters Werden erwähnt, das auf das späte 10. oder frühe 11. Jahrhundert datiert wird. Ein genaues Baujahr ist nicht bekannt. "Schlickum war in seinen ersten Jahrhunderten Fronhof des Gebiets mit einem eigenen Hofgericht, einem Friedhof und einer Kirche - die erste Kirche, die wir hier hatten", erzählt Eggerath.

Zeitweise waren mehr als 50 Höfe in der Umgebung Schlickum untertan und abgabepflichtig. Das erste bislang gefundene Abgabenverzeichnis stammt aus der Zeit um 1370. Bis Mitte des 18.Jahrhunderts war die Abtei Werden Grundherr von Schlickum. Dann kauften sich die Inhaber vieler Höfe frei; das Hofgericht Schlickum wurde aufgelöst.

1732 wurde das Herrenhaus restauriert - davon zeugt bis heute die Inschrift über der Tür. Schließlich kam der Hof zum ersten Mal in bürgerlichen Besitz: Maria Elisabeth Lingmann, eine junge Witwe mit fünf kleinen Kindern, kaufte Schlickum im Jahr 1776. Mehr als ein Jahrhundert lang blieb der Hof im Besitz der Familie.

1891 wurde an Gertrud Kemperdick und Nicola Müller verkauft; 1929 erwarb Adolf Baumann das Gut. Zuletzt wurde Schlickum von Pächter Josef Löhers landwirtschaftlich genutzt.

Schließlich entschloss sich der Landtag NRW, eine neue Stadt zu gründen und rief 1960 die Entwicklungsgesellschaft Hochdahl (EGH) ins Leben. Diese kaufte Grundstücke auf, um sie an Bauherren weiter zu veräußern. Auch Baumann sollte sein Gut abgeben. Er schenkte zunächst die Kapelle von Schlickum der katholischen Kirchengemeinde.

Eggerath: "Dadurch war die Kapelle gesichert und wurde 1965 gründlich renoviert." Den Hof verkaufte Baumann nach heutiger Währung für mehr als vier Millionen Euro an die EGH. 1977 wurde die heutige Wohnanlage errichtet.

Eggerath: "Der Großteil der Gebäude wurde neu dazugebaut; an ihrer Stelle standen früher Ställe und Scheune. Die Hausnummer 36 ist das Herrenhaus. Es konnte in Teilen erhalten werden."

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