Hochdahl: Sieben sind keines zu viel

Gesellschaft: Der Bundespräsident übernahm die Ehrenpatenschaft für eine Hochdahler Familie mit sieben Kindern.

Hochdahl. Wenn Nils in die Poesiealben seiner Freunde hineinschreibt, ist an einer Stelle zu wenig Platz: "Wer gehört alles zu deiner Familie?" Um diese Frage zu beantworten, benötigt der Sechsjährige mehr als eine Zeile.

Zu seiner Familie gehören neben seinen Eltern noch drei Schwestern und drei Brüder - und als sei damit noch nicht für ein volles Haus an der Kempener Straße gesorgt, tummeln sich zwischen den Geschwistern noch zwei Golden Retriever, eine Katze und eine Bartagame, ein Reptil.

"Wir haben nicht von Anfang an eine Großfamilie geplant, das kam nach und nach. Hätte mich vor 15 Jahren jemand danach gefragt, hätte ich ihn für verrückt erklärt", sagt Familienvater Thomas Lambert (44) lachend.

19 Jahre ist es her, dass er seine Frau Grit (38) geheiratet hat; ein Jahr später kam mit der heute 18-jährigen Nadine die erste Tochter zur Welt. Nach und nach wurde die Familie immer größer: Neben Nadine und Nils gehören noch Celine (13), Christopher (11), Vanessa (9), Nico (6) und seit kurzem der zwei Monate alte Jonas dazu.

Das jüngste Familienmitglied hat seit gestern einen ganz besonderen Paten: Bundespräsident Horst Köhler - der selbst sieben Geschwister hat. Auf Antrag der Eltern übernimmt er die Ehrenpatenschaft für das siebte Kind einer Familie, um die fürsorgende Verpflichtung des Staates für kinderreiche Familien zum Ausdruck zu bringen.

Solch positive Reaktionen auf seine Großfamilie sind nicht selbstverständlich, weiß Thomas Lambert. "In Deutschland gilt man doch ab dem dritten Kind als asozial. Egal, ob man einen Urlaub oder einen Bankkredit sucht, mit sieben Kindern wird es direkt schwierig."

Auch in der Nachbarschaft hat es Probleme gegeben: "Jemand hat sich bei unserem Vermieter beschwert, dass wir mit so vielen Kindern und Tieren hier leben; das Haus müsse doch schlimm aussehen. Wenn irgendwo in der Umgebung etwas angestellt wird, heißt es immer, das waren unsere Kinder", erzählt Lambert.

Die Freude an seinem Familienleben lässt er sich von den negativen Kommentaren jedoch nicht nehmen. "Darüber muss man einfach hinwegsehen." Der wöchentliche Großeinkauf im Supermarkt und die täglich laufende Waschmaschine sind für ihn Normalität. Und auch sonst haben sich die Lamberts gut arrangiert: Nadine und Jonas haben eigene Zimmer, die anderen Kinder teilen sich zwei Zimmer.

Für Familienausflüge steht ein Auto mit neun Sitzen vor der Haustür, und in den Urlaub geht es meist in ein Ferienhaus - "zum Beispiel an den Plattensee. Fliegen ist mit so vielen Personen schwierig", sagt Thomas Lambert. Der Verkäufer hat momentan Elternzeit, Ehefrau Grit arbeitet in einem Fingernagelstudio.

"Natürlich gibt es auch mal Streit. Aber meist helfen sich die Kinder. Das geht gar nicht anders. Die Kleinen werden auf diese Weise schnell selbstständig und lernen zu teilen." "Wir kennen es ja gar nicht anders", meint Vanessa. "Ich möchte später auch viele Kinder haben", sagt Nadine.

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