Hochdahl: Ochsengalle trifft Hightech

Das Programm zu Heiligabend im Stellarium ist Kult. Seine Entstehung berührt auch höchst mystische Seiten.

Hochdahl. Wo bleibt denn nun der Weihnachtsmann? In der Weihnachtsstollen-Sternwarte geht alles drunter und drüber. Und dann will er auch noch auf den Jupiter reisen. Vorher müssen jedoch alle Geschenke verteilt werden. Was sich nach klassischem Weihnachtsstress anhört, der auch den Mann mit den vielen Mitbringseln nicht verschont, wird am Donnerstagnachmittag im Stellarium dennoch ein beschauliches Ende nehmen, wenn es dort heißt: "Wir warten aufs Christkind".

Peter Richter, Vorsitzender des Sternwartenvereins

Natürlich kommt der Weihnachtsmann auch diesmal wieder pünktlich - wie auch in den Jahren zuvor. Dass er überhaupt noch nach Erkrath kommt, nachdem im Planetarium modernste Technik Einzug gehalten hat, verdankt er allerdings den Geschichtenerzählern aus dem Sternwarten-Team und umtriebigen Technikern. Sie haben die alten Geschichten so umgeschrieben, dass sie mit dem neuen Equipment unter die Kuppel des Stellariums projiziert werden können.

Aber noch mal zurück zu den Ursprüngen der Weihnachtsgeschichten unter dem Sternenhimmel. "Der Autor der ersten Geschichte hat vor zehn Jahren in der Kneipe gesessen - da kam ihm eine gute Idee", blickt Peter Richter, Vorsitzender des Vereins Sternwarte Neanderhöhe Hochdahl, schmunzelnd auf die Anfänge zurück.

Man muss sich das so vorstellen: Da sitzt jemand im Sommer bei 30 Grad im Biergarten und denkt über den Weihnachtsmann nach. Ein Bierdeckel genügt nicht, um ein Drehbuch zu schreiben. Deshalb zückt der Autor Blatt und Stift und lässt den Weihnachtsmann nach einigen Gläsern Bier zum Jupiter reisen.

"Die Bilder haben dann Studenten einer Kunstschule aus Wuppertal gezeichnet", sagt Richter. Danach hat jemand eine Kamera zur Hand genommen, und aus den Fotos wurden Dias. Und jetzt wird es richtig interessant: "Die Dias wurden mit Ochsengalle und Hexenblut behandelt", plaudert Dozent Thomas Presper aus dem Nähkästchen.

Was immer damals vor sich gegangen sein mag - es ist eine mystische Story aus der Alchemistenküche. Der Ton wurde vom Sternwarten-Team gesprochen, zwischendurch saß für die Aufnahmen auch schon mal die Sekretärin im Studio. Als es schließlich um die Effekte ging, kannte die Phantasie keine Grenzen mehr. "Wir haben mit Körpereinsatz an Schnüren gezogen und mit Klebeband hantiert. Das sieht ja keiner, wenn es dunkel ist", erinnert sich Thomas Presper und lacht herzhaft.

Mittlerweile ist längst ein neues Zeitalter im Stellarium angebrochen. Nachdem mit acht Computern die europaweit modernste Technik unter der Sternenkuppel eingezogen ist, kann von den Improvisationskünsten längst vergangener Tage kaum noch die Rede sein. Alles wurde digitalisiert und programmiert. Alle Programme wurden umgeschrieben, auch die Weihnachtsgeschichten. "Im nächsten Jahr wird es eine komplett neue Weihnachtsstory geben", kündigt Richter an.

Das Ochsengalle- und Hexenblutkapitel ist damit endgültig zugeschlagen. "Mit der Romantik bei der Produktion ist jetzt natürlich Schluss. Dafür kommt mehr Hollywood", glaubt der Vereinsvorsitzende. Die Besucher erwartet im kommenden Jahr ein anspruchsvolles Programm.

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