Hochdahl: Mustermieter ohne Vertrag

Der Mietvertrag zwischen dem Verein und der Stadt für das Jugendzentrum läuft am Freitag aus – und wurde nicht verlängert.

Hochdahl. Im Januar 2006 brachte der Bürgermeister Berliner Ballen für die Kinder und Sekt für die Erwachsenen mit. Damit gratulierte das Stadtoberhaupt dem TSV Hochdahl für dessen Erfolg, bundesweit als der Verein mit der besten integrativen Jugendarbeit ausgezeichnet worden zu sein.

Zweieinhalb Jahre später wäre Arno Werner wieder ein gern gesehener Gast in den Vereinsräumen. Diesmal müsste er auch vorher keine Bäckerei besuchen. Ein Blatt Papier würde als Mitbringsel vollauf ausreichen.

Darauf sollte allerdings schriftlich die Verlängerung des Vertrages zwischen Stadt und Verein zum Betrieb des ausgezeichneten Jugendzentrums im Bürgerhaus um weitere zehn Jahre formuliert worden sein. Der alte Vertrag läuft nämlich am Freitag und damit pünktlich zum 20-jährigen Bestehen des Jugendzentrums aus.

"Bisher haben wir lediglich die mündliche Zusage, dass er verlängert wird", sagte Vereinsvorsitzender Fritz Hoppe am Donnerstag im Gespräch mit der WZ. Rechtssicherheit bestehe nicht.

Der Vertrag regelt, dass der TSV jährlich 50 Cent Pacht für die Nutzung der Bürgerhaus-Räume an die Stadt zahlt, und außerdem die Hälfte der Betriebskosten sowie zehn Prozent der Personalkosten übernimmt. "Das sind insgesamt 18.000 Euro jährlich", so Hoppe.

Sorgen um den Forstbestand des Jugendzentrums seien abwegig, beeilte sich Jugendamtsleiter Uwe Krüger auf Nachfrage zu sagen. Der Vertrage werde selbstverständlich verlängert. Wieso das bisher nicht geschehen sei, wisse er auch nicht. Damit scheint gesichert, dass eine Säule der Jugendarbeit fortbesteht.

Was am 5. November 1988 von der damaligen Bürgermeisterin Gloria Ziller eröffnet wurde, war der Versuch der Stadtverwaltung, den Misserfolg des Mitte der 80er-Jahre eröffneten Jugendtreffs unter eigener Regie umzukehren.

"Da gab es mehr Mitarbeiter als Besucher", weiß Hoppe. Der wahre Treffpunkt für Hochdahls Jugend hieß nämlich Haus Püttbach. In dem vor allem bei den Eltern berüchtigten Treffpunkt stand nicht die Qualität pädagogischer Konzepte, sondern der Spaßfaktor im Vordergrund. Den konnten auch blutige Nasen nach häufigen Prügeleien nicht trüben.

Dass da ein Sportverein und dann auch noch mit einem Konzept das Wagnis der Jugendbetreuung einging, wurde zunächst belächelt. Näh- und Fotokurse, Billard, Tischtennis und Gesprächsrunden lockten in Spitzenzeiten jedoch über 50 Besucher ins Bürgerhaus.

1996 trat Gabriela Klosa den Dienst an. Zunächst war sie eine Aushilfe, heute leitet sie den Treff. Die Sozialpädagogin mit dem Leitsatz, nicht erst mal bei einer Tasse Tee über alles reden zu müssen, entwickelte den Treff kontinuierlich weiter.

"Wir sind eine Chance für die Kinder", sagt Klosa und meint damit Angebote wie die Hausaufgabenbetreuung. "Die Eltern können sicher sein, dass ihre Kinder alles für die Schule erledigt haben, wenn sie nach Hause kommen." Sogar um Schüler, die von den Schulen als Problemfälle ins Jugendzentrum geschoben werden, "kümmern wir uns", sagt Klosa - und ergänzt: "Mit Erfolg."

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