Hochdahl: "Ich hänge an der Nadel"

Einzelhandel: Gabriele Freymann verkauft im „Frauenzimmer“ Mode der besonderen Art.

Hochdahl. Aus der Not wird ein Hobby, aus dem Hobby ein Beruf. So lässt sich der Werdegang von Gabriele Freymann beschreiben. Als die Erkratherin vor 20 Jahren mit ihrer ersten Tochter schwanger war, wuchs nicht nur der Bauchumfang, sondern auch der Unmut über unattraktive Umstandsmode. Also griff die gebürtige Braunschweigerin kurzerhand selbst zu Nadel und Faden, besuchte Kurse an der Volkshochschule und kleidete sich und ihren Nachwuchs selbst ein - seitdem hängt Freymann "an der Nadel", wie sie selbst sagt.

Heute verkauft sie ihre unkonventionelle Mode unter dem Label Freyfrau im eigenen Atelier, dem "Frauenzimmer" an der Hauptstraße.

Wer das kleine Geschäft betritt, taucht ein in eine Welt voller Farben, Muster und Stoffe ein, in der Freymann ihre Kundinnen mit verschmitztem Blick und fröhlichem Lächeln begrüßt. Im liebevoll eingerichteten Verkaufsraum stapeln sich die Ergebnisse ihrer Energie und Kreativität. Unzählige Pulswärmer in allen Farben und Varianten warten auf künftige Träger: mal aus robuster dunkler Wolle gefertigt, mal aus eleganter schimmernder Seide, verziert mit aufgesetzten Borten und Webpelzabschluss. Die Preise liegen zwischen 15 und 39 Euro.

Am schwersten dürfte die Auswahl bei Mützen und Hüten fallen. Für 30 bis 65 Euro gibt es vom schlichten bis hin zum avantgardistisch anmutenden Exemplar etwas für beinahe jeden Geschmack. Jacken, Taschen, Schals, Schmuck und Accessoires aus gewalkten Stoffen, Wolle, Samt und Seide, immer mit ungewöhnlichen Details versehen, runden die Kollektion ab.

"Die meisten meiner Kundinnen sind ungefähr in meinem Alter", sagt die 49-Jährige. Eine gehörige Portion Modebewusstsein sollte jedenfalls mitbringen, wer in das Frauenzimmer kommt. Für jedes Teil gilt: "Meine Mode ist funktional und gleichzeitig dekorativ. Ich habe ein Faible für die 20er-Jahre, und ich liebe dunkelbunt. Meine Mode soll Spaß machen, sie soll sich von dem abgrenzen, was man in der Innenstadt findet."

Bereits seit fünf Jahren verkauft Gabriele Freymann auf Kunsthandwerkermärkten; vor knapp drei Jahren eröffnete sie dann das Geschäft "Frauenzimmer". "Ein mutiger Schritt für mich", sagt sie. Leben kann sie davon noch nicht. "Aber ich arbeite daran." Täglich entstehen im hinteren Teil des Ateliers zwischen unzähligen Stoffballen neue Modestücke. Statt Schnittmustern geben spontane Ideen und Experimentierfreude den Weg vor: "Ich setze mich einfach hin und nähe so lange, bis ein Hut daraus wird."

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