Hochdahl: Freizeitpark mit Glanzfaktor

Samstags wird die Anlage an der Röntgenstraße zum geliebten Treffpunkt von Autoliebhabern.

Hochdahl. Die Sonne spiegelt sich im dunklen Lack. Kein Fingerabdruck verunziert das mobile Kunstwerk. Die Fußmatten haben Neuwert; Krümel auf den Sitzpolstern haben gegen Roland Duraschiok keine Chance.

Für den Erkrather ist die Pflege seines Opel Zafira Ehrensache: Alle zwei Wochen wird mindestens eine Stunde Zeit investiert. "Das Auto ist mir sehr wichtig. Es ist ein Statussymbol für mich", sagt der Mittfünfziger.

Sohn Marcel sieht das ähnlich. "Ich habe zwar noch keinen Führerschein. Aber die Autopflege finde ich selbstverständlich", meint der 20-Jährige.

In einer langen Schlange stehen Autos vor der Einfahrt der Waschanlage an der Röntgenstraße - nicht jedes davon scheint dringend einer Wäsche zu bedürfen. Trotzdem warten auch auf dem Innenhof stolze Autobesitzer auf einen freien Platz, um mit Staubsauger und Poliertuch gerüstet, den Samstagnachmittag mit ihrem motorisierten Heiligtum zu verbringen.

Bei Sonnenschein, blauem Himmel und gefühlten 20 Grad herrscht bei Wysk-Wash Hochbetrieb. Da werden Fußmatten ausgeklopft, Felgen gesäubert, Lackflächen poliert. "Freitag und Samstag sind unsere stärksten Tage. An einem guten Samstag werden hier zwischen 400 und 600 Autos gewaschen", weiß Inhaber Joachim Wysk. "Seit das Staubsaugen kostenlos ist, ist die Stimmung angenehmer und weniger hektisch."

Wer nicht selbst Hand anlegen will, kann einen Termin für die Innenpflege vereinbaren. "Für 30 Euro aufwärts wird der Innenraum dann gereinigt. Beschwerden hören wir kaum", so Wysk.

Amadeus Gojny sieht die Arbeit an seinem VW Golf pragmatischer als sein Nachbar Duraschiok. "Für mich ist das Auto ein reines Transportmittel, sonst nichts. Einmal im Monat wird es gewaschen, im Winter gar nicht. Ein bisschen staubsaugen, einmal über das Cockpit wischen - das muss reichen", meint er.

Der schwarze Audi A6 von Rico Üslük muss dagegen immer glänzen. "Das ist ein Firmenwagen; der sollte schon sauber sein", so Üslük. "Ich wasche ihn alle zwei bis drei Wochen."

Auch Nils Rogge ist nicht ganz freiwillig da. "Meine Frau fährt den Wagen oft. Wenn er dreckig ist, werde ich zur Waschanlage geschickt", erzählt er schmunzelnd. Bei Familie Rogge herrscht jedoch gerechte Arbeitsteilung: "Sie putzt in der Zwischenzeit die Wohnung." Übertrieben wird nicht bei der Pflege des VW Touran. "Mehr als 20 Minuten brauche ich nicht. Das ist schließlich nur ein Nutzgegenstand."

Timo Amato beschäftigt sich hingegen mindestens eine Stunde lang mit seinem Mazda X 5 - und das jede Woche. "Das ist wichtig. Aber so pingelig bin ich da nicht", schränkt er ein. Schon verstanden: Gleichzeitig wischt der 22-Jährige zum dritten Mal über eine bereits auf Hochglanz polierte Stelle der Beifahrertür, die nun wirklich nicht einmal der Hauch einer Schliere entstellt. Das Ergebnis wird mit beinahe liebevollem Blick betrachtet. Auch der Innenraum glänzt und lässt vermuten, dass der Besitzer doch mehr Wert auf makellose Sauberkeit legt, als er zugibt.

"Unsere besonders engagierten Stammkunden stehen samstags bereits vor der Tür, wenn wir öffnen", erzählt Wysk. "Sie sind jede Woche da, egal ob es regnet oder die Sonne scheint."

Echte Autofans können trotzdem nur mitleidig lächeln: An ihr Blech lassen sie nur Shampoo per Handwäsche. Nie würden sie dem Auto eine Waschstraße zumuten.

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