Haaner Porträt: Martina Chardin - Schwarz bringt Tiefe und Kraft

Martina Chardin malt seit sechs Jahren in Haan. Acht ihrer Bilder lässt sie zu Gunsten des Vereins Gimme Five und Menschen mit Behinderungen versteigern.

Haan. Martina Chardin braucht Platz. Platz für ihre Kunst. "Je größer, desto besser", sagt sie über die Formate ihrer Leinwände. In ihrem Atelier an der Bahnhofstraße 18 hängen die großen Bilder. Kräftiges Rot, intensives Grün, tiefes Violett - die 46-Jährige hat keine Lieblingsfarben. "Ich mag gerne schwarz", sagt sie. "Das bringt Tiefe und Kraft." Es sage aber nichts über ihre Stimmung aus.

Martina Chardin malt informell, formlos. Das schönste Bild in ihren Räumen in Haan ist auch das größte und dominiert die große Wand im hinteren Teil des ehemaligen Ladenlokals. Obwohl es nichts darstellt, wirkt es wild und zugleich aufgeräumt. Dafür hat Martina Chardin viele Farbschichten übereinander aufgetragen. "Die scheinen durch, das Bild gewinnt an Tiefe", beschreibt sie ihr Werk. "Das ist ein starkes Bild. Das braucht Platz."

Eigentlich hat Martina Chardin gar keine Zeit zum Malen. Sie ist Mutter von zwei Söhnen (elf und 14 Jahre), arbeitet halbtags für den technischen Leiter des Mettmanner Krankenhauses und freiberuflich als Fotografin. "Damit bestreite ich meinen Lebensunterhalt", sagt sie. Warum sie dennoch weiterhin im Krankenhaus arbeitet?

"Ich brauche die Sicherheit", sagt sie, nachdem sie anderthalb Jahre wegen einer Krebserkrankung gar nicht arbeiten konnte. Inzwischen sind fünf Jahre vergangen, krank wurde sie seitdem nicht mehr. "Bis jetzt ist alles gut", sagt die große sympathische Frau mit den französischen Wurzeln. Dass sich ihre Krankheit auf ihre Kunst ausgewirkt hat, glaubt sie nicht.

"Ich habe schon als Kind gemalt", erzählt sie. "Das war schon immer meine Lieblingsbeschäftigung." Über den Besuch der Fachoberschule für Gestaltung in Aachen kam sie zur Fotografie. "Das fand ich genauso spannend." Dann traf sie Wolfgang Horn, Mitglied des Düsseldorfer Malkastens. Vier Jahre lang war sie seine Schülerin.

"Er hat mir alles beigebracht, was ich heute kann und mich auf den Weg gebracht. Das war eine riesen Wende in meine Leben." Denn bis sie Horn kennenlernte, malte sie gegenständlich. Er ermunterte sie, ihr bisheriges Malkonzept aufzugeben und sich der abstrakten Kunst zuzuwenden.

Mit Erfolg. Ihr Bilder hängen inzwischen auch in Haushalten in Frankreich oder Belgien. "Es gibt auch Menschen, die haben zehn Bilder von mir", sagt sie.

"Ich kann routiniert arbeiten", sagt sie. "Ich komme schnell zu ordentlichen Ergebnissen. Die Bilder, die ich zügig male, gefallen mir hinterher am besten."

Inzwischen verarbeitet sie auch ihre Fotografien in ihrer Kunst. Bestes Beispiel sind zehn übermalte Fotografien, die sie auf viel Weiß reduziert hat. Ursprünglich waren es Szenen am Strand - fotografiert auf Ibiza, Irland, an der Nordsee, der Costa del Sol und in Le Treport in der Normandie.

Das blaue Meer ist ebenso hell, so weiß wie der Himmel und der Strand. Trotzdem lässt sich die Momentaufnahme am Strand gut erkennen. "Ich habe zum Beispiel den Felsen weitergemalt", sagt sie und zeigt auf eines der Bilder aus der Normandie. Der Felsen im Hintergrund, die Menschen am Strand - "der Betrachter erkennt nicht mehr, was Foto und was Malerei ist."

Martina Chardin malt mit allem außer Öl. "Das dauert mir zu lange, bis es trocknet. Auch den Geruch mag ich nicht." Unter den Bildern, die sie für die Kunstauktion von Gimme Five zur Verfügung stellt, sind auch übermalte, wieder fotografierte und erneute übermalte Werke.

"Ich möchte Kunst als Brücke nutzen", begründet sie ihr Engagement für den jungen Verein. "Mir ist es wichtig, das Menschen mit Handicap ihr eigenes, vorheriges Leben weitestgehend weiterleben können."

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