Haan: Neue Heimat für die Spatzen

Haussperlinge werden seltener – auch in Haan. Sigrid und Joop van de Sande setzen sich für die Vögel ein und sagen: „Jeder kann etwas für sie tun.“

Haan. Kaum ein Vogel ist in Deutschland so bekannt wie der Spatz: Früher galt er als Schädling und war den Menschen - besonders den Landwirten - ein Dorn im Auge. Im 18. Jahrhundert war er sogar so verhasst, dass König Friedrich der Große aus Angst um seine Getreidefelder ein Kopfgeld auf ihn aussetzte.

Heute erscheint die Abneigung gegen die niedlichen Sperlingsvögel unverständlich, denn inzwischen gibt es nur noch sehr wenige von ihnen. Laut dem Statusreport "Vögel in Deutschland" 2008 hat der Bestand der Spatzen in Deutschland von 1999 bis 2006 merklich abgenommen.

Naturschützer wie Sigrid und Joop van de Sande aus Haan befürchten, dass Spatzen schon bald zu den gefährdeten Vogelarten zählen könnten, wenn die Lebensbedingungen nicht nachhaltig verbessert werden.

Dem Ehepaar, das sich in der Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umwelt (Agnu) engagiert, liegen Vögel generell und die Spatzen im Besonderen am Herzen. "Der Sperling zeigt, was in der Umwelt los ist", sagt Joop van de Sande. Insekten, Nistgelegenheiten (Hecken, Nistkästen oder Dachnischen), Wasser zum Trinken sowie Sand zum Baden dürfen in seinem Lebensraum nicht fehlen, ansonsten zieht er weg oder stirbt aus.

Und genau das wollen die Eheleute verhindern. In einem ersten Schritt haben sie während der Haaner Gartenlust am 4. Juni die Besucher aufgerufen, ihnen zu melden, wo im Stadtgebiet noch Spatzen leben.

Das Ergebnis: Viele Spatzen leben entlang des Haaner Bachtals, zwischen Millrather Straße und der Eisenbahnlinie und in Gruiten generell. "Dort ist der Stadtrand näher, da sieht man mehr Spatzen", sagt Joop van de Sande.

Aber es gab auch Meldungen aus Wohngebieten, in denen kaum noch Spatzen anzutreffen sind. Joop van de Sande: "Der Haussperling gehört, wie der Name schon sagt, zum Haus." Aber Neubauten bieten kaum noch Nistmöglichkeiten.

Hinzu komme, dass das Nahrungsangebot für die Vögel abnimmt. Erntemaschinen sind heute so effizient, dass für die Spatzen keine Nahrung auf den Feldern übrig bleibt. Und in den Haaner Gärten werden statt heimischer Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten, die wiederum von Spatzen für die Fütterung ihrer Jungen benötigt werden, zunehmend exotische Ziersträucher gepflanzt.

"Dabei kann jeder kann ohne großen Aufwand etwas für die Vögel tun", sagt das Ehepaar. "Pflanzen wie Weißdorn oder die Wilde Karde sehen wunderschön aus und ziehen Insekten magisch an", schwärmt Sigrid van de Sande.

Und wo viele Insekten Nahrung finden, werden auch der Spatz und seine Brut satt. Sigrid van de Sande würde sich wünschen, dass auch die Stadt Haan zum Beispiel Weißdornbüsche anpflanzt, um den Spatz wieder in die Innenstadt zu holen.

Im Winter empfehlen die Vogelfreunde durchaus das Füttern mit Vogelfutter. "Das ist zwar künstlich, aber es hilft", sagen sie. "Denn wenn wir Menschen gar nichts machen, wird es immer stiller in der Stadt."

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