Haan: Finanzen - Mitglieder sichern die Vielfalt

In Zeiten knapper öffentlicher Kassen greift die Awo zu ungewöhnlichen Maßnahmen. In vielen Haaner Haushalten stehen Spardosen.

Haan. Das, was sprichwörtlich gern als Kleinvieh abgetan wird, passt in eine runde Dose - so groß wie ein Handteller und mit Glanzbildchen beklebt. Ihr Gewicht und das Klimpern verrät: Es stecken viele Münzen in ihr.

Für Frieder Angern, den Vorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt (Awo), ist der Dosen-Inhalt in Zeiten knapper Kassen wichtig für die Arbeit: "Schließlich macht Kleinvieh auch Mist", sagt er schmunzelnd.

Nicht nur der Vorsitzende, sondern auch viele andere Awo-Mitglieder habe eine Spardose zu Hause stehen, in der das Kleingeld landet. "Seit 2003 haben wir dadurch schon über 10000 Euro zusammen bekommen", freut sich Frieder Angern.

Die kleine Dose ist Sinnbild für den Haushalt des Wohlfahrtsverbandes in Haan: Mehr als zwei Drittel der Gelder bringen Mitglieder und Spender kleinerer Beträge auf. Das sind über 200000 Euro jährlich. Um Kosten zu decken, werden Kuchen gebacken, Gärten gepflegt oder auch schon mal Puzzle-Teile verkauft - letzteres, um die Kleinbus-Betriebskosten zu finanzieren.

Die öffentliche Förderung macht gut 20 Prozent im Jahresbudget aus. Der Anteil des Kreises ist dabei seit sieben Jahren gedeckelt. "Da geht bei steigenden Personal- und Betriebskosten eine Schere auf", sagt Angern.

Im letzten Jahr hatte deshalb die Stadt ihren Anteil um 4000 Euro erhöht. Der Vorsitzende hatte gehofft, dass dies ein regelmäßiger Posten in seiner Kalkulation werden könnte. Doch wie sich jetzt herausstellt, war das ein einmaliger Zuschuss. Die Haushaltslage der Stadt lässt nichts anderes zu.

Für wegbrechende Gelder muss der Vorstand Ersatz finden - oder notfalls Angebote streichen. "Ein Drahtseilakt", sagt Angern. Für etwas Erleichterung sorgt da, dass der Kreis Mettmann seit diesem Jahr einen Teil seiner Unterstützung von der Qualität der geförderten Einrichtung abhängig macht.

"Das finden wir gut, wir wollen Qualität", erklärt der Vorsitzende. Die Awo erreichte fast die maximal mögliche Punktzahl im Test. Allein die Öffnungszeiten am Wochenende könnten ausgedehnt werden, findet die Kreisverwaltung. Die Wettbewerbspunkte machen sich nun wohl in Euros bezahlt. Angern rechnet mit einem Zuschuss-Plus von rund 800 Euro.

Beachtlich, aber mit insgesamt bis zu 40 000 Euro nochmals kleiner als der öffentliche Anteil, sind die Leistungen der fünf großen Sponsoren: Sparkasse und Ostermann, Stadtwerke, RWE und Felsenquelle.

Bei jeder Awo-Vorstandssitzung geht es ums Geld. Von den zwei Lieferwagen für "Essen auf Rädern" soll einer eingespart werden, wenn genügend Kunden einverstanden sind, ihre Mittagsmenüs früher oder später zu bekommen.

Am Personal will die Awo nicht sparen: "Wir brauchen die hauptamtlichen Kräfte, um die ehrenamtlichen Helfer zu unterstützen", erklärt Angern. Rund 40 Haaner helfen freiwillig im Treff für Alt und Jung.

Ein großes Problem für die Awo ist es auch, wenn eine Gruppenleiterin ausfällt. Potenzielle Nachfolger stehen nicht Schlange. "Dann braucht es alle Anstrengungen, damit die Gruppe und ihr Angebot überleben können", so Angern.

Aktuell sei dies bei der Aphasiker-Gruppe der Fall - einem Treff für Leute mit Sprachstörungen nach Schädigung des Gehirns. Eine weitere Herausforderung für den Vorsitzenden und sein Team.

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