Haan: Finanzen - Hilferuf aus dem Ittertal

Das Sport- und Kulturzentrum Ittertal ist insolvent. Die Stadt Haan soll helfen.

Haan. Marion Bach formuliert es dramatisch: "Die Sport- und Kulturzentrum Ittertal gGmbH ist seit Oktober 2008 insolvent, und wenn jetzt nicht noch ein Wunder geschieht, gehen dort zum Ende der Eislaufsaison die Lichter aus." Die Haaner Bürgerin ist Mitglied des im Dezember gegründeten Fördervereins Ittertal, der die Trägerschaft der insolventen Ittertal gGmbH übernehmen will.

Nur dafür benötigt der Verein natürlich Geld. Um die Zukunft von Eislaufanlage und Badebetrieb zu sichern, werden laut Bernd Reinzhagen, Vorstandsmitglied im Förderverein, zwischen 80000 und 100000 Euro benötigt. In der Vergangenheit wurde die Freizeitanlage Ittertal, die ja auf Solinger Stadtgebiet liegt, von der Stadt Solingen bezuschusst (130000 Euro im Jahr).

"Diese finanzielle Unterstützung wurde jedoch in 2008 eingestellt", schreibt Marion Bach in ihrem Bürgerantrag, mit dem sich der Haaner Stadtrat am 17. März beschäftigen wird.

Marion Bach bittet jetzt im Namen des Fördervereins die Stadt Haan um Unterstützung. Konkret stellt sie den Antrag, den Förderverein Ittertal mit einer einmaligen Zahlung von 50000 Euro zu unterstützen. Verwendungszweck: "Anschubfinanzierung zum Erhalt der Freizeitanlage im Ittertal".

Darüber hinaus soll die Stadt den Förderverein dauerhaft bezuschussen. Wie hoch der jährliche Beitrag aus Haan ausfallen soll, legt Marion Bach nicht fest. Allerdings weist sie daraufhin, dass die voraussichtlichen Betriebskosten mit 10000 Euro im Monat veranschlagt werden.

"Die Haaner und insbesondere die in Haan lebenden Familien brauchen ein bezahlbares Freizeitangebot wie es das Ittertal darstellt. In Zeiten der Krise rücken Nachbarn doch zusammen", argumentiert Marion Bach.

"Wir haben ein langfristiges, tragfähiges Konzept", sagt Norbert Schulz, einer der Beisitzer im Förderverein. Er lebt mit seiner Familie in Solingen-Wald. "Ich engagiere mich für meinen Stadtteil", sagt er. Seine Mitstreiter sind unter anderem Hans-Joachim Müller-Stöver, Vorsitzender des Fördervereins und SPD- Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters in Solingen, und Bernd Reinzhagen, evangelischer Pfarrer in Solingen-Wald.

Sie wollen nur den Sport- und Freizeitbereich mit einer kleinen Beschäftigungsmaßnahme weiterführen. Dass sie auch die Stadt Haan um Hilfe bitten, liege daran, dass im Ittertal nicht nur Solinger Besucher begrüßt werden. Zahlreiche Gäste kommen aus dem Kreis Mettmann, viele davon aus Haan.

Doch der Sport- und Freizeitbereich ist ein Saisongeschäft und extrem abhängig vom Wetter. Bestes Beispiel ist die Eislaufbahn. Der Winter 2008/2009 bescherte der Anlage einen Besucherrekord. Wenn es kalt bleibt, wird am kommenden Sonntag der 28000. Besucher auf Kufen begrüßt. "Wir feiern das ab 11 Uhr mit einer Rekordparty", sagt Schulz. "Denn jeder Besucher bringt uns das Geld, das wir zum Weitermachen brauchen."

Ab Montag ist die Eisbahn dicht und die Vorbereitungen für den Freibadbetrieb laufen. Doch der startet erst im Juni. "Wir haben bis dahin außer dem Beachvolleyball- und den anderen Spielfeldern keine Attraktionen zu bieten", sagt Schulz. Dennoch würden während dieser finanziellen Durststrecke natürlich Energie- und Personalkosten anfallen. "Wir brauchen ein finanzielles Polster", sagt Schult.

Denn das durchaus tragfähige Konzept hat unvorgesehene Kosten nicht eingerechnet. Schulz: "Geht zum Beispiel ein Kompressor der Eislaufbahn kaputt, werden da schnell 25000 Euro fällig. Und Einnahmeausfälle haben wir dann auch."

Die Kommentare von Haans Politikern zu dem Bürgerantrag fallen verhalten aus. "Das wird schwierig", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Wilfried Pohler, Schließlich sei es eine Solinger und keine Haaner Einrichtung. Mehr wollte er dazu aber nicht sagen.

"Wir haben in der Fraktion noch nicht darüber diskutiert." Gleiches gilt für die FDP. "Ich kann mir das nur schwer vorstellen", sagte Fraktionsvorsitzender Michael Ruppert. CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Lemke wollte zum Thema Ittertal gar nichts sagen.

"Wir besprechen das im Rahmen unserer Haushaltsplanberatungen am Wochenende." Bürgermeister Knut vom Bovert räumt dem Bürgerantrag wenig Chancen ein, will die politische Entscheidung aber nicht vorwegnehmen.

"Wenn es Überlegungen gäbe, dort ein schönes Schwimmbad zu bauen, wäre das etwas anderes. Aber das ist Vision, die sich zurzeit nicht realisieren lässt."

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