Haan: Briefmarken sind aus der Mode

In der Münzen- und Sammlerstube Schwaneberg werden Münzen, Orden, Schmuck und andere Schätze zum Verkauf angeboten. Die Wirtschaftskrise macht sich dort nicht bemerkbar.

Haan. Die Zeit scheint ein bisschen stillzustehen, wenn man das Geschäft an der Wilhelmstraße betritt. Das Schild an der Eingangstür erinnert noch an die alte Haaner Postleitzahl 5657, drinnen erwartet den Kunden ein Sammelsurium von Münzen, Orden, Briefmarken und anderen alten Schätzchen. Seit 20 Jahren ist die "Münzen- und Sammlerstube" Schwaneberg aus der Gartenstadt nicht wegzudenken.

"Drei Fünftel der Läden in unserer Branche haben seit der Einführung des Euro 2002 zumachen müssen", sagt Klaus Schwaneberg. Doch der kleine Laden bleibt - dank der Ausdauer seiner Inhaberin Cicile Schwaneberg und vieler Stammkunden, die das ein oder andere Erbstück veräußern, kaufen wollen oder einfach auf ein Schwätzchen vorbeischauen. "Briefmarken sind total out. Das Geschäft mit Münzen läuft nur wegen ihres Edelmetall-Wertes", erläutert Klaus Schwaneberg, der die Kunden fachlich betreut.

Lohnt sich in Zeiten einer Finanzkrise das Geschäft mit Gold? "Der Goldverkauf ist immer ein Verlust. Vor zehn Jahren war der Preis noch fix. Jetzt ist er an die börsenentwicklung gekoppelt. Das heißt, wenn der Ölpreis sinkt, fällt auch der des Goldes", sagt der 60-Jährige. "Zu Beginn der Krise ist der Kilo-Barren kontinuierlich gesunken, von einem Tag auf den anderen sogar um 300 Euro." Schwaneberg verfolgt die Börsenkurse täglich, denn "der An- und Verkauf von Gold ist heute noch unser Hauptgeschäft".

Allerdings haben die Verkäufe seit Beginn der Wirtschaftskrise nicht sprunghaft zugenommen. Es sind in erste Linie Erbstücke, mit denen ihre Besitzer nichts anfangen können, die in die Sammlerstube getragen werden. Den Goldschmuck, der Klaus Schwaneberg angeboten wird, wiegt er mit Hilfe einer speziellen kleinen Waage und rechnet den Preis je nach Legierung aus. "Für das Feingramm Gold zahle ich14 bis 16 Euro."

Haben sich ein paar hundert Gramm angesammelt, verkauft das Haaner Geschäft das Edelmetall weiter an Schmelzanstalten in Köln oder Hanau "Wenn ein Kunde unentschlossen ist, rate ich ihm, noch eine andere Meinung einzuholen. Ich bin immer ehrlich", fügt Schwaneberg im Hinblick auf den teils zweifelhaften Ruf seiner Branche in der Öffentlichkeit hinzu.

"Eigentlich hat uns mein Vater das Geschäft aufs Auge gedrückt", sagt der gelernte Speditionskaufmann und schmunzelt beim Blick zurück. "Er war Grundschullehrer in Mittelhaan und Gruiten und hat schon damals zum Leidwesen meiner Mutter von Zinnsoldaten bis hin zu Steinzeitwaffen und Münzen alles gesammelt"

Als ihm nach seiner Pensionierung vom Besitzer eines Kölner Auktionshauses ein Halbtagsjob angeboten wurde, habe er stattdessen seinen Sohn ins Gespräch gebracht. "Und plötzlich war ich fünf Jahre dort allein verantwortlicher Geschäftsführer." Obwohl Klaus Schwaneberg mit seiner ersten Ausbildung beim Bundesgrenzschutz ganz andere berufliche Pläne hatte, hat er das nie bereut.

Inzwischen wissen viele den 60-Jährigen als Experten zu schätzen. So arbeitet er auch mit der Kriminalpolizei zusammen und erstellt zum Beispiel Expertisen für Wertgegenstände, die bei Einbruchsdelikten entwendet worden sind.

"Unbekannte, die uns etwas anbieten wollen, fragen wir grundsätzlich nach dem Ausweis", sagt Schwaneberg in Bezug auf mögliche Hehlerware. Angst davor, auf den Beständen "sitzenzubleiben", hat die Sammlerstube nicht. "Es sei denn, es ist Falschgold." Solchen Betrügern ist er während seiner Zeit im Kölner Auktionshaus aufgesessen: "Die hatten Falschgold so gut verarbeitet, dass es selbst der speziellen Kontroll-Flüssigkeit - dem Königwasser - standhielt."

"Bei uns sieht es auf jeden Fall immer aus wie auf einem edlen Trödelmarkt", lacht Ciline Schwaneberg, während sie sich umblickt. Das Ehepaar hängt nun einmal ebenso wie viele alte Haaner an der "Münz- und Sammlerstube".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Der Marathon-Mann
Marcel Neubauer leitet das Ordnungsamt in Mettmann Der Marathon-Mann
Zum Thema
Aus dem Ressort