Gruiten: Wieder Überfall auf Sparkasse

Die Polizei vermutet, dass ein Trittbrettfahrer am Freitag mehrere tausend Euro in der Gruitener Filiale erbeutet hat. Verletzt wurde niemand.

Gruiten. Rotes Flatterband sperrt den Zugang zur Gruitener Filiale der Stadt-Sparkasse ab. Ein Streifenwagen steht in der Bahnstraße, gleich zwei stehen vor dem Gruitener Bahnhof. Frauen und Männer bleiben stehen, wundern sich und schütteln ungläubig die Köpfe, als sie erfahren, warum die Sparkasse am Freitag geschlossen bleiben musste. Sie wurde wieder überfallen, wieder kam der Täter auf einem Fahrrad, wieder bedrohte er die Angestellten und zwei Kundinnen mit einer Schusswaffe, und wieder flüchtete er auf dem Drahtesel in Richtung Bahnhof

Doch es war wohl nicht der selbe Täter, der auf den Tag genau vor einem Monat das Geldinstitut überfallen hatte. Der Täter damals hatte die Tat unmaskiert durchgeführt, eine auffällige Trainingsjacke getragen und war von der Videokamera gefilmt worden. Erkannt hat ihn bislang niemand. Der 60 bis 65 Jahre alte Mann wurde bis heute nicht geschnappt.

�Wir gehen jetzt von einem Trittbrettfahrer aus�, sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe. Es sei ein 30 bis 55 Jahre alter Mann gewesen, der gegen 9.15 Uhr die Sparkassen-Filiale betreten hat. Mit einer großen schwarzen Pistole hat er Angestellte und Kundinnen der Bank bedroht und laut Polizei mehrere tausend Euro erbeutet. Verletzt wurde niemand, auch geschossen wurde nicht.

Der Täter ist laut Polizei sehr schlank, trug einen schwarzen Kapuzenpullover, ein Tuch vor dem Gesicht und eine Sonnenbrille. Die sofort eingeleitete Fahndung nach dem Mann, die durch den Einsatz eines Polizeihubschraubers, zehn Funkstreifen und mehreren Polizisten auf dem Motorrad unterstützt wurde, brachte bislang keinen Erfolg.

Ebenso fassungslos angesichts der Tat wie die Gruitener ist Stadt-Sparkassen-Vorsitzender Peter Vogel. Der 39-Jährige sieht mitgenommen aus. �So ein Überfall lohnt sich doch gar nicht mehr�, sagt er und weist auf die am Eingang angebrachten Aufkleber, die auf ein Zeitschloss und kleine Geldbestände in der Bank hinweisen. Doch Vogel geht es jetzt nicht um die gestohlenen Euro, sondern um seine Mitarbeiter. Die zwei Angestellten, die vor einem Monat von dem Sparkassenräuber mit einer Waffe bedroht worden waren, seien immer noch krank geschrieben. Und der Kassiererin, die am Freitag bedroht wurde, ist dasselbe schon einmal vor 20 Jahren passiert. �Das ist ein ziemlicher Alptraum�, sagt Vogel. �Die Mitarbeiterin hat aber super reagiert, alles ist ruhig abgelaufen, obwohl der Mann ja auch Kundinnen bedroht hat.� Ob die Stadt-Sparkasse jetzt sicherheitstechnische Veränderungen in ihrer Gruitener Filiale vornehmen wird, konnte er am Freitag noch nicht sagen.

Während sich Vogel um seine Mitarbeiter kümmert, haben die Gruitener nur ein Gesprächsthema: den zweiten Überfall innerhalb eines Monats. Den tieffliegenden Hubschrauber am Vormittag haben fast alle gesehen, die auf der Bahnstraße unterwegs sind. Unter ihnen auch Martha Gebelhoff. Die 89-Jährige wollte den Sparkassen-Mitarbeiter ein Päckchen Kaffee vorbeibringen. �Ein Dankeschön, weil die immer alles für mich erledigen�, sagt sie. Weil die Filiale geschlossen bleibt, übergibt sie Peter Vogel den Kaffee. Dass die Sparkasse schon wieder überfallen wurde, will sie gar nicht glauben. �Das gibt es doch gar nicht. Das ist ja fruchtbar�, sagt sie.

So wie sie reagieren auch andere, die ihre Einkäufe und Bankgeschäfte erledigen wollen. Eine Gruitenerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, hat denÜberfall im Mai miterlebt. �Ich wollte nur einen Kontoauszug holen, da hat der Täter seine Waffe auf mich gerichtet�, sagt sie. �Jetzt hat man ja fast schon Angst, Geld auf der Sparkasse zu holen.�

Auch in der Eisdiele Eisshow ist der Überfall wieder Gesprächsthema. Nur dieses Mal hat ihr Besitzer den Täter nicht gesehen. �Ich bin zu spät gekommen�, sagt er. �Aber da fängt der Morgen ja gut an.

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