Feuerverzinkerei Kliss feiert 100. Geburtstag

Bei Kaffee, Kuchen und Bratwurst wurde Qualität in vierter Generation gefeiert.

Mettmann. Hinter einem Absperrband stehen viereckige Becken, in denen eine dunkle, körnige Flüssigkeit wabert. Ein leichter Geruch von Rost liegt in der Luft. Normalerweise ist diese Halle für Besucher nicht zu betreten. Am Samstag jedoch öffnete die Feuerverzinkerei Kliss ihre Tore, um ihr 100-jähriges FirmenbestehenÑ zu feiern.

Zur Musik einer Liveband ließen es sich die rund 250 Gäste bei Kaffee und Kuchen oder einer Bratwurst gut gehen. Neben Freunden und Bekannten, nutzten auch Geschäftspartner die Gelegenheit, die Produktionshalle des Familienunternehmens zu besichtigen.

Hermann Kliss hatte das Unternehmen 1912 an der Könneckestraße gegründet, um Metalle zu veredeln. Kurze Zeit später folgte der Umzug in eine geräumigere Gießerei an der Teichstraße. Dort erweiterte sich der Betrieb um eine Feuerverzinkerei und eine Blechklempnerei. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten 40 Leute in der Produktion. In der Schöllersheider Straße sitzt das Unternehmen seit den 1970er-Jahren.

Heute arbeiten elf Leute in dem Betrieb, davon acht in der Produktion. „Früher brauchten wir mehr Beschäftigte, weil die Technik noch nicht so weit war“, sagt Reinhard Kliss. Er führt das Unternehmen seit 1993. Der gelernte Industriekaufmann übernahm die Leitung des Unternehmens von seinem Vater.

Der Vater brachte ihm alles über die praktischen Vorgänge in der Produktion bei. „Er hat mir auch ein ums andere Mal aus der Patsche geholfen, wenn es zu Problemen mit Kunden kam“, erinnert sich Kliss. Zugute gekommen sei ihm auch, dass er in dem Familienunternehmen aufwuchs. So fuhr er schon als Grundschüler in den Sommerferien mit zu Kundenbesuchen oder schaute bei der Produktion zu. Dadurch lernte er von klein auf die Arbeit im Betrieb kennen.

In der Art und Weise der Produktion habe sich bis heute nicht viel verändert, so Kliss im WZ-Gespräch. Zuerst wird das Metall in einem Salzsäurebad von Rost und anderen Unreinheiten befreit. Dann wird das gereinigte Metall in einem Ofen eingeschmolzen und anschließend zu neuen Teilen gegossen. Der Ofen hat ein Volumen von 65 Tonnen und läuft rund um die Uhr. Dabei ist aber auch Handarbeit gefragt. Um zu überprüfen, ob das flüssige Metall bereit zum gießen ist, muss man es von Hand umrühren. „Den Zustand kann man nicht sehen, man muss schon selbst fühlen, wie die Konsistenz ist“, versichert Kliss.

Die Feuerverzinkerei produziert auf diese Weise hauptsächlich Schrauben sowie Teile für Leitplanken, Hochspannungsleitungen und den Betonfertigbau. Von der Wirtschaftskrise sei das Familienunternehmen verschont geblieben. Dies führt Kliss vor allem auf das jahrelang gewachsene Vertrauensverhältnis zu den Geschäftspartnern zurück. So liefert die Wilhelm Grillo Handelsgesellschaft bereits seit 76 Jahren Metall. Die Firma Bergchemie versorgt das Unternehmen seit rund 40 Jahren mit Chemikalien. Dieter Kreiwskie von der Wilhelm Grillo Handelsgesellschaft schätzt besonders das vertrauensvolle Verhältnis in der Zusammenarbeit. „Besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, muss man sich auf seine Geschäftspartner verlassen können“, betont Kreiwskie. Ein Familienunternehmen über 100 Jahre erfolgreich zu führen, sei außerdem schon etwas Besonderes, fügt er hinzu.

Reinhard Kliss würde sich wünschen, dass die Feuerverzinkerei auch zukünftig in Familienhand bliebe. „Vielleicht verspürt ja eine meiner Töchter Lust, das Unternehmen später weiterzuführen“, sagt er.

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